Heimatlos und zwischen den Stühlen

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JoBuk

Guest
AW: Heimatlos und zwischen den Stühlen

Ja ja, man will immer, was man grad nicht hat. Denn wenn man das erstmal hat, dann ist alles besser. Wenn man es dann aber hat und das Exotische Alltag geworden ist, dann kommt es hier wie dort nur auf den Menschen an und auf das, was er aus seinem Leben macht.

Ich kenne übrigens einen Rollstuhlfahrer, dem geht es ähnlich. Er ist völlig normal und total nett. Manchmal wird er aber komisch angesehen und wenn im Freundeskreis über "Behinderung" gesprochen wird, dann steht er natürlich ein bisschen im Mittelpunkt.

Der arme hat natürlich nicht die Möglichkeit, sein Glück im "Rolli-Land" zu versuchen.

Vielleicht ist es einfach so, dass die Leute, die aus irgendeinem Grund als "anders" auffallen, mit Fragen, Blicken und manchmal sogar Ablehnung leben müssen.

Zum Glück geht er damit ganz gelassen um.
 

yasemin_

New Member
AW: Heimatlos und zwischen den Stühlen

eine behinderung ist also gleichzusetzen mit einem migrationshintergrund?
 
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Lalezar2006

Guest
AW: Heimatlos und zwischen den Stühlen

eine behinderung ist also gleichzusetzen mit einem migrationshintergrund?

Ja ja, man will immer, was man grad nicht hat. Denn wenn man das erstmal hat, dann ist alles besser. Wenn man es dann aber hat und das Exotische Alltag geworden ist, dann kommt es hier wie dort nur auf den Menschen an und auf das, was er aus seinem Leben macht.

Ich kenne übrigens einen Rollstuhlfahrer, dem geht es ähnlich. Er ist völlig normal und total nett. Manchmal wird er aber komisch angesehen und wenn im Freundeskreis über "Behinderung" gesprochen wird, dann steht er natürlich ein bisschen im Mittelpunkt.

Der arme hat natürlich nicht die Möglichkeit, sein Glück im "Rolli-Land" zu versuchen.

Vielleicht ist es einfach so, dass die Leute, die aus irgendeinem Grund als "anders" auffallen, mit Fragen, Blicken und manchmal sogar Ablehnung leben müssen.

Zum Glück geht er damit ganz gelassen um.

Das nenne ich mal eine Analyse, was ist dagegen einzuwenden, wenn Menschen dieses Land verlassen wollen? Aus welchen Gründen auch immer! Selbst Einheimische, demnach Deutsche, suchen das Glück woanders.
 
L

Lalezar2006

Guest
AW: Heimatlos und zwischen den Stühlen

Die Frage wäre nun; in welchen Verhältnissen kam die erste Generation? Es gibt da gewisse Unterschiede. Grüße

Hmmm, irgendwie scheine ich tatsächlich anders zu sein. Bis heute habe ich mich hier noch kein einziges Mal als Mensch 2. Klasse gefühlt. Ob es daran liegt, dass ich zur ersten Generation der Nichtdeutschen gehöre, die einen erfolgreichen Hochschulabschluss absolviert haben?
 
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Pit63

Guest
AW: Heimatlos und zwischen den Stühlen

Ein guter, nachvollziehbarer Artikel ohne die gängigen Wertungen und Einseitigkeiten.

Was ich wohl nie verstehen werde, ist das ideelle Bedürfnis, dazughören, d. h. einer einer bestimmten Nation/Gesellschaft angehören zu wollen.
Ich kann diese "Sehnsucht" nur als Ausdruck eines Mangelbewusstseins verstehen, als positiven Gegenentwurf, der aus dem Gefühl der Ablehnung erwächst.

Persönlich erlebe ich Zugehörigkeitsgefühle aufgrund von erlebten Gemeinsamkeiten in zwischenmenschlichen Beziehungen, unabhängig von abstrakten Ideen wie Nation oder Religion.

Natürlich begegnen mir auch Vorurteile und Schrankendenken, doch es belastet mich nicht, es ist mir einfach klar, dass und warum es so ist.
Meine Reaktion draussen ist daher in den seltensten Fällen "anti".
Die Nichtreaktion ist wahrscheinlich der Grund dafür, dass sich in den meisten Fällen das sich mehr oder weniger unbewusst einstellende Denk- Fühl- und Verhaltensmuster "das ist ein Deutscher" schnell legt, denn diese Reaktion lebt von der Gegenreaktion. Bleibt diese aus, kann (und braucht!) sie sich nicht lange halten.

Warum mir "Integration" so leicht fällt, (nicht nur bei Türken sondern bei allen Nationen), ist mir manchmal selbst schleierhaft. Offensichtlich scheint es einfacher, aus dem kollektiven Schrankendenken auszubrechen, wenn es freiwillig geschieht, ohne Druck von aussen, weder positiv, noch negativ.
Ich glaube aber ganz fest, dass es im Prinzip nicht anders wäre, lebte ich irgendwo im Ausland- denn die Menschen sind im Prinzip überall gleich.

Was es im gesamtgesellschaftlichen Rahmen braucht, ist eine "kritische Masse" an Menschen, welche die kollektiven sozialen und psychologischen Zusammenhänge durchschauen und in der Folge für sich selbst- gegen alle inneren und äusseren Widerstände- überwinden.

VG






 

Brunhilde82

Forumskönigin
AW: Heimatlos und zwischen den Stühlen

es geht nicht darum, dazu zu gehören, sondern aufgenommen zu werden
als mensch
als individuum
und nicht als "Ausländer"

auch wenn ich keinen deutschen pass habe, sehe ich mich in deutschland NICHT als ausländerin, aber die anderen... UND DAS IST DAS PROBLEM......
 
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Pit63

Guest
AW: Heimatlos und zwischen den Stühlen

Aufgenommen werden, um dazuzugehören, geht es bei der Aufnahme in eine Gemeinschaft nicht genau darum?
Ausländer, Inländer, Passdeutscher, Migrant, alles erst mal nur Bezeichnungen, die nichts über den Menschen an sich aussagen, darin sind sich im Prinzip alle einig.

Das grundsätzliche Problem liegt gleichwohl in der Idee von einer Nation/Gesellschaft, der die meisten angehören wollen,
(damit meine ich Dich nicht persönlich, Bruni) sei es die fremde, in der man aufgenommen werden oder die eigene, die man nicht verlieren möchte.
Der Grund: man hält diese gedachte Verbindung für identitätsstiftend und misst ihr daher eine Bedeutung zu, die sie nicht hat bzw. nicht haben sollte.

Zur davon losgelösten, rein menschlichen/allgemeinmenschlichen Betrachtungsweise, die kollektivübergreifend ist, gelangt man in der Realtiät nur, wenn man diese kolllektive Identität hinter sich lässt, bzw. die eingefleischten Präferenzen aufgrund Nation, Religionsgemeinschaft usw. nicht wichtig nimmt.
Andernfalls sind es genau diese verinnerlichten Ideen, welche den objektiven, neutralen Blick auf den Menschen an sich immer wieder verstellen.

Man mag an Menschlichkeit appelieren, wie man will, die verallgemeinernd gedachte und gefühlte zwanghafte (weil als identitätsstiftend wahrgenommene) Verbindung mit einer bestimmte Gruppe von Menschen, schafft zwangsläufig innere und äussere Konflikte mit den Anderen, die nicht dazugehören.
So einfach ist das.
Eine echte vorurteilslose Aufnahme und Gleichbehandlung als Mensch wird es mit solchen kollektiven Prioritäten nicht geben, nicht geben können.
Wenn etwas neues entstehen soll, muss althergebrachtes in einem gewissen Umfang überwunden werden, anders geht es nicht.
Alles andere ist unrealistisch und basiert auf einem Toleranzverständnis, dass nur im Geist besteht aber in der Praxis niemals funktioniert.

Ist es nicht genau das, was wir im forum alltäglich erleben?
Jeder redet von Menschlichkeit und fordert gegenseitige Toleranz. Gemeint ist damit doch aber in den meisten Fällen das Verständnis der anderen für das, was man dem eigenen Kollektiv zubilligt?
 

Colchicum

Active Member
AW: Heimatlos und zwischen den Stühlen

es geht nicht darum, dazu zu gehören, sondern aufgenommen zu werden
als mensch
als individuum
und nicht als "Ausländer"

auch wenn ich keinen deutschen pass habe, sehe ich mich in deutschland NICHT als ausländerin, aber die anderen... UND DAS IST DAS PROBLEM......

Hmmm, schwierig, etwas darauf zu antworten, ohne falsch verstanden zu werden.

Auch deshalb schwierig, weil ich mich hier unter meinen deutschen Mitbürgern wohlfühle. Ich fühle mich akzeptiert, dazugehörend und aufgenommen; ok vielleicht all dies als "Ausländerin" trotz deutschen Passes. Aber um ehrlich zu sein, bin ich daran beteiligt, denn ich möchte es gar nicht anders haben. Ich habe nun einmal eine türkische Herkunft, betone dies sehr oft freiwillig und daran soll sich auch nichts ändern. popcorn

Ich mag das Gefühl, etwas Besonderes zu sein :wink:
 
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