Seçim 2023

Alubehütet

Well-Known Member
Weil Du nicht TT-Forum liest :D

@eruvaer und ich hatten das mal durchdiskutiert nach dem Präsidialverfassungs-Referendum. Erstens ist überhaupt nur noch die Hälfte der Mitbürger mit türkischen Migrationshintergrund in der Türkei registriert. Die älteren Jahrgänge, die nie hier wirklich angekommen sind. Oder halt superpatriotische, konservative Türken. Die Jungen, Integrierten sagen sich: was soll ich mit türkischem Perso, ich lebe in Deutschland. Also die, die potentiell etwas anderes wählen würden als Erdo, wählen gar nicht.

Und von denen geht nur die Hälfte wählen. Von denen wiederum 60% Erdo wählen. Das ist etwas mehr als ein Achtel, total. Was sind das für Leute?

Briefwahl ist nicht, weil Manipulationsgefahr zu groß. Du mußt also persönlich wählen, in einem Konsulat. Da gibt es nur 13 von, da mußt Du erst einmal hin. In Leipzig zB gibt es gar keins. Hier in Wuppertal auch nicht, die nächsten sind in Köln oder Düsseldorf. Das ist hin und zurück ein halber Tag. Die AKP - nicht nur die AKP, aber vor allem – mietet Reisebusse an, die über die kleineren und größeren Städte fahren, überall Leute auflesen. Da verabredest Du dich per Whatsapp mit einem Kumpel aus der Nachbarstadt, den Du länger nicht mehr gesehen hast.

Es wählt also nur die Hälfte von den Wahlberechtigten, die wiederum die Hälfte von Menschen mit türkischem Hintergrund sind. Und von diesem Viertel sind das die, die oft einen längeren Weg auf sich zu nehmen bereit sind. Nagelprobe: Berlin. In Berlin selber leben viele Türken, die haben es nicht soo gar so weit. Im Umland, also etwa Brandenburg, gibt es eher weniger Türken, die bereit wären, einen längeren Weg auf sich zu nehmen, um den lokalen Durchschnitt zu versauen. Berlin also dürfte halbwegs repräsentativ sein. Und siehe da ...
 

EnRetard

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@sommersonne Das ist nicht schwer zu verstehen. Es gibt drei Hauptaspekte. Erstens: die meisten Türken in Deutschland stammen aus islamisch-konservativen Gegenden. Das ist ihr kultureller Hintergrund, der auch vererbt wird. Zweitens: Tayyip hat diese Bevölkerungsschicht aufgewertet und durch Strukturhilfen massiv gefördert. Auch in Deutschland lebende Türken sind ihm dankbar dafür, auch weil die Daheimgebliebenen jetzt nicht mehr am Tropf der Verwandtschaft im Ausland hängen. Jede Kreisstadt hat ein öffentliches Krankenhaus, davor zahlte oft die Verwandtschaft. Und Drittens: Junge Leute aus der dritten und vierten Generation in Deutschland unterstützen ihn, weil er Deutschland zeigt, wo's langgeht. Er ist der verlängerte Arm der Missachteten. Nach meiner Erfahrung unterstützt jede*r ihn, der*die keinen guten Grund hat, es nicht zu tun. (Alevitisch, alawitisch, Kurdisch, links drehendes Elternhaus.) Ich weiß, alles Klischees, aber nach meiner Erfahrung stimmt's.
 

Bintje

Well-Known Member
Das ist nicht "Nichts", im Gegenteil: Unter den herrschenden Bedingungen schon ein enormer Erfolg für die Opposition.
Und für den sieggewohnten Präsidenten mit seinem umfassend ausgebauten Partei- und Machtapparat sicherlich verstörend.


Unabhängig vom mutmaßlichen Ausgang bin ich zutiefst beeindruckt und berührt von diesem Ringen um das zarte Pflänzchen Demokratie.
Denkt man an Zeiten, in denen das Militär auffuhr, alles platt walzte, was nicht bei drei auf den Bäumen war und die Verhältnisse in seinem Sinne regelte, ist es in meinen Augen zumindest demokratietheoretisch ein riesengroßer Sprung nach vorn. Schon das verdient Respekt!
Hut ab vor dem Mut, der Beharrlichkeit, Entschlossenheit und Besonnenheit der Menschen: Sie tun, was sie können, nutzen alle demokratischen Mittel. Von dieser Haltung können wir uns m.E. in unseren Wellness-Demokratien, in denen man gern mal aus "Protest" oder Dekadenz, Langeweile oder selbstmitleidigem Mimimi gar nicht wählt oder Autokraten wie Johnson, Trump, Orbàn oder als nächstes vielleicht eine Le Pen in höchste Ämter hievt, eine dicke Scheibe absäbeln. Alle Achtung!

"Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht." (Václav Havel)
 

sommersonne

Well-Known Member
@sommersonne Das ist nicht schwer zu verstehen. Es gibt drei Hauptaspekte. Erstens: die meisten Türken in Deutschland stammen aus islamisch-konservativen Gegenden. Das ist ihr kultureller Hintergrund, der auch vererbt wird. Zweitens: Tayyip hat diese Bevölkerungsschicht aufgewertet und durch Strukturhilfen massiv gefördert. Auch in Deutschland lebende Türken sind ihm dankbar dafür, auch weil die Daheimgebliebenen jetzt nicht mehr am Tropf der Verwandtschaft im Ausland hängen. Jede Kreisstadt hat ein öffentliches Krankenhaus, davor zahlte oft die Verwandtschaft. Und Drittens: Junge Leute aus der dritten und vierten Generation in Deutschland unterstützen ihn, weil er Deutschland zeigt, wo's langgeht. Er ist der verlängerte Arm der Missachteten. Nach meiner Erfahrung unterstützt jede*r ihn, der*die keinen guten Grund hat, es nicht zu tun. (Alevitisch, alawitisch, Kurdisch, links drehendes Elternhaus.) Ich weiß, alles Klischees, aber nach meiner Erfahrung stimmt's.
Ich verstehe eure Erklärungen schon, trotzdem verstehe ich die hier lebenden Türken nicht. Haben die alle keine Verwandtschaft in der Türkei bzw. wissen sie nicht wie viele in Gefängnissen sitzen oder keine Arbeit mehr haben wegen Berufsverbot. Geht das alles an ihnen vorbei? Ist es Ihnen egal? Was haben sie davon wenn Erdogan Deutschland zeigt wo es lang geht? Werden sie dadurch hier besser angesehen oder haben Vorteile davon? Wohl nicht.
Es ist wirklich zum verzweifeln. Ich finde sie egoistisch. Sie leben hier ganz gut.
 

sommersonne

Well-Known Member
Die Hälfte der Türken in der Türkei haben Erdogans Politik so satt das sie mutig genug waren ihn nicht zu wählen. Klar ist das ein Fortschritt, aber in den nächsten fünf Jahren könnte dieser Mut wieder verpuffen.
 

univers

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Nach der Wahl ist vor der Wahl, sprich die Stichwahl wird am 28. Mai 2023 abgehalten und hierbei wird der 3. Kandidat, wenn man Ince nicht mitzählt, Sinan Oğan den Königsmacher spıelen.
In dem Interview mit BBC-Türkisch bekannte er noch keine Farbe, jedoch in 1 oder 2 Tagen werden sie ihre Wahl treffen, wen sie weiterhin unterstützen wollen bzw. wen sie ihren Wählern empfehlen.
Sinan Oğan, ein durch und durch nationalistisch gesinnter Politiker mit aserbeidschanischem Hintergrund, geboren ist er an der Grenze zu Autonomen Republik Nachitschewan, einer Exklave von Aserbaidschan, in Iğdır.
 

univers

Well-Known Member
Eines der Gründe und das kann ich persönlich bestätigen, wie in der Kreisstadt nur die Fahnen der AKP wehten, weil der Bürgermeister dieser Kreisstadt der AKP angehört und die Fahnen der CHP an die Ränder derselben Stadt gedrängt waren, dass die AKP den Staatsapparat für ihre Propaganda ausgenützt hat.
Angefangen vom Staatsfernehen hin bis zur kostenloser Verteilung von Kohle zum Ende des Winters, großspurige Versprechungen im Erdbebengebiet und natürlich Angst schüren vor dem Terror, womit sie die CHP bezichtigten, weil die Wahlempfehlung der grünen Linken. zu denen die Wählerschaft der HDP mit angehörte, CHP lautete.
 

EnRetard

Well-Known Member
Sinan Oğan, ein durch und durch nationalistisch gesinnter Politiker mit aserbeidschanischem Hintergrund, geboren ist er an der Grenze zu Autonomen Republik Nachitschewan, einer Exklave von Aserbaidschan, in Iğdır.
Die Azeris in Iğdır haben diesen rechtsextrmen Ruf, aber Oğan hat dort nicht mal 12% der Stimmen bekommen. Die kurdische Mehrheit in der Provinz hat Onkel Kemal gewählt. Oğan hat indirekt eine Empfehlung für Tayyip ausgesprochen, indem er seine Anhänger aufforderte, für niemand zu stimmen, der um Stimmen von der HDP werbe - was nicht Tayyip ist..
 

sommersonne

Well-Known Member
Nach der Wahl ist vor der Wahl, sprich die Stichwahl wird am 28. Mai 2023 abgehalten und hierbei wird der 3. Kandidat, wenn man Ince nicht mitzählt, Sinan Oğan den Königsmacher spıelen.
In dem Interview mit BBC-Türkisch bekannte er noch keine Farbe, jedoch in 1 oder 2 Tagen werden sie ihre Wahl treffen, wen sie weiterhin unterstützen wollen bzw. wen sie ihren Wählern empfehlen.
Sinan Oğan, ein durch und durch nationalistisch gesinnter Politiker mit aserbeidschanischem Hintergrund, geboren ist er an der Grenze zu Autonomen Republik Nachitschewan, einer Exklave von Aserbaidschan, in Iğdır.
Der wird wohl keinen Aleviten unterstützen.
 
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