Wenn sie nicht dafür bezahlt werden, sondern das ehrenamtlich machen, ihr Gesicht und ihr Können aus einer Überzeugung und für eine Überzeugung zur Verfügung stellen, fällt mir das nicht mehr so leicht. Sie spielen Rollen, klar. Sie rufen Eltern nicht wirklich dazu auf, ihre Kinder nicht mit der Hand, sondern mit einem Gegenstand zu schlagen. Aber warum?
Vielleicht, weil wir seit einem Jahr in einer Matrix leben?
Seit mehr als einem Jahr sterben Menschen an einem fiesen Virus.
Und nichts ist mehr, wie es war.
Es gibt faktische Berufsverbote (mein Sohn gehört u.a. dazu); Menschen, die pleite sind oder kurz davor; Ausgangssperren und umfassende Kontaktverbote, die man "Einschränkungen" nennen soll, damit es nicht so garstig klingt. Es gibt Menschen und Branchen, die für das Funktionieren einer Gesellschaft als verzichtbar eingestuft wurden ("nicht systemrelevant") und andere, bei denen es sich umgekehrt verhält ("systemrelevant"). Schon den Sprachgebrauch finde ich pervers, aber mein Empfinden ist natürlich irrelevant, bedeutungslos.
Es gibt jetzt ein Gesetz, das elementare Grundrechte auf der Basis darin nicht näher begründeter Zahlen suspendiert, überschreibt, wobei die Zahlenwerte selbst teilweise seltsam erratisch wirken, trocken gesagt unlogisch. Man muss keinen Querdenkern, Coronaverharmlosern und -Leugnern zuneigen, um bedenklich zu finden, dass dieses Gesetz ursprünglich sogar mit Rechtsverordnungen durchgesetzt werden sollte.
Also auf alleinigen Beschluss der Exekutive.
Wäre es so beschlossen und nicht auf Druck der SPD entschärft worden, hättet Ihr mich als nächstes auf der Straße erlebt. Meinetwegen - wenn das inzwischen die Voraussetzung für Unmutsäußerungen sein sollte - sogar mitsamt dem von
@Berfin1980 für Proteste verlinkten unterschriebenen Wisch, dass ich im Falle des Falles auf Intensivbehandlung verzichte. Handschriftlich, mit Maske versehen und selbstredend auf Abstand ergänzen würde ich, dass ich die Maßnahmen unterstütze, aber Teile davon - mitsamt Ursachen & Folgen - haarsträubend und alles andere als einleuchtend finde.
Was wir alle vergessen: es geht noch immer um #flattenthecurve. Und zwar dringlich!
Wir balancieren in dieser Zeit aus, was der neoliberale Sparkurs mit unserem eigentlich gut aufgestellten Gesundheitssytem angerichtet hat. Nicht erst seit Aufkommen der Pandemie, aber insbesondere seitdem.
Viele tausende Pflegekräfte haben ihren ohnedies miserabel bezahlten Beruf im vergangenen Jahr hingeschmissen.
Teure Beatmungsgeräte konnten und können zum Teil nicht genutzt werden, weil spezialisierte Intensivpfleger:innen fehlen. Ganze Klinikstationen mussten mancherorts dichtgemacht werden, weil es an Personal fehlt, die Versorgung anderer, teils ebenfalls schwerkranker Patient:innen nicht mehr gewährleistet ist.
Eltern, Lehrer und Kinder balancieren aus, was die Vernachlässigung digitaler Strukturen (Internet als #neuland) in Deutschland bewirkt hat. Und viele schaffen es nicht: Ärmere Kinder fallen mehr denn je hinten runter, weil ihre Eltern sich keine vernünftigen Endgeräte bis auf Handys mit einem Mickymaus-Display leisten können.
Und dann wäre da noch die zähe Impfkampagne .... zum Beispiel.
Ganz zu schweigen von Politikern, die Pandemiebekämpfung durch Wahlkampf ersetzen.
Die AfD zählt natürlich dazu. Zählte von Anfang an dazu. Die kann ja nix anderes.
Auf das ganze Konglomerat kann man mit begründetem Ärger reagieren, und kunstvoller Zynismus à la Tukur ist nur eine Ausdrucksform, von der man halten kann, was man will.
Dass bekannte Schauspielerinnen sich leider von einen Karren haben spannen lassen, den man mit Fug + Recht kritisieren kann und muss, ist das eine: Aber ansonsten ist es keineswegs so, dass TV-Schauspieler sich dumm & dösig verdienen. Bei manchen ist das so, aber generell verhält es sich eher wie bei Journalisten.
Einige Wenige sahnen ab; die breite Masse von Schauspielern aber braucht ihre TV-Auftritte m.W. dringend, um über die Runden zu kommen. Wird auch gern vergessen beim hingebungsvollen Zusammenfantasieren von angeblich fürstlich ausgestatteten Lofts in Bestlage, aus denen heraus sie vermeintlich zu Querdenkern und Rechten mutiert sind. Das ist mir zu unterkomplex. Ähnliches Totschlag-Argument wie das Absprechen künstlerischen Ranges, weil sie nicht die Klappe gehalten, sondern auf hintergründiger Ebene daran erinnert haben, dass es auch noch ihre Branche gibt.
Neben Daimler, BMW, der mit Milliarden gepimperten Lufthansa und anderen.
Das ist legitim. Auch wenn's grad nicht passte.
Ich glaube, wir - oder zumindest die meisten von uns - haben andere Sorgen, als uns über Videoclips aufzuregen oder auch nicht.