Wir können uns gerne in 5 oder meinetwegen auch in 15 Jahren noch einmal darüber unterhalten; im Moment feiern die Leute jedenfalls noch ihr Primatendasein und das sind beste Voraussetzungen dafür, dass ihre Unersättlichkeit und die damit einhergehende Beliebigkeit noch eine ganze Weile anhalten werden.
Ich denke nicht, dass ich die Vergangenheit zum nostalgischen Ideal verkläre, jedenfalls nicht mehr, wie jeder andere auch, der eine gute Kindheit und Jugend hatte, die ihm ein stabiles Urvertrauen gegenüber der Welt und den Menschen beschert hat.
Du musst unterscheiden lernen zwischen Grund und Sinn. Das Austoben hat seine Gründe, aber keinen tieferen Sinn; der Primat aus unserer frühesten Vergangenheit ist der Grund für manche Verhaltensweisen, die wir heute noch an den Tag legen, aber nicht der Sinn, nach dem ein sich selbst und der Welt bewusste Mensch handelt. Das unterscheidet uns nämlich von jenem Primaten, der immer nur aus Gründen handelte, während der Mensch in den vergangenen von Dir so verachteten Jahrtausenden gelernt hat, auch nach einem Sinn zu handeln.
Die Gründe und das sinnhaltige an dieser aktuellen Phase, die im wesentlichen eine Revolte gegen Sinn und Vernunft darstellt, habe ich versucht an anderer Stelle zu erläutern. Das bedeutet aber nicht, dass das Austoben selbst einen Sinn macht, sondern nur, dass es (hoffentlich) irgendwann einmal zu der Einsicht führen wird, dass es eben keinen Sinn macht und sich daraus dann der Bedarf ergibt, einen angemessenen Umgang mit Vernunft zu entwickeln.
Das werden wir beide vermutlich nicht mehr erleben. Aber sehr wahrscheinlich werden wir wohl erleben, dass dieser Wahnsinn noch mindestens 15 Jahre anhält. Lass uns dann noch einmal darüber reden, wenn Du magst.
