Die Ukraine in der Krise

Skeptiker

Well-Known Member
Wie kommst du darauf? Weil bisher nur Afrikaner verurteilt wurden und die, von drei kongolesischen Kriegsverbrechern abgesehen, zu läppischen Strafen? Der ICC krankt eher daran, dass zu wenige Staaten ihn anerkennen und er zu wenig ernst genommen wird.

Ein eher symbolisches Problem, das ich beim ICC sehe, ist, dass er in Den Haag sitzt, dem Regierungssitz der Niederlande, einem Land mit einer extrem unrühmlichen Kolonialvergangenheit, das noch nach 1945 in seiner Kolonie NL-Ostindien (Indonesien) Massaker verübt hat. Warum sitzt der ICC nicht z.B. in Bridgetown, Barbados oder Kingston, Jamaika oder Gaberone, Botswana, allesamt stabile Demokratien seit über 50 Jahren.
Du hast es auf den Punkt gebracht!

Vor allem sehe ich aber die Nichtanerkennung der USA mit als einen der Hauptgründe für diese Schwäche. Es zeigt eindeutig die Heuchelei wenn wir mal wieder irgendwo Länder in die Steinzeit bomben im Namen der Demokratie und Freiheit. Ganz ehrlich, da sind mir Autokraten wie Putin und Erdogan lieber, da "ehrlicher".
 

Skeptiker

Well-Known Member
Da musste ich etwas grinsen; es erinnerte mich sofort an Putins Ansage wegen der polnischen Reaktion auf die verstärkte Anwesenheit von Wagner-Söldnern in Belarus. Der Typ hat wirklich eine, sehr milde umschrieben, keineswegs deeskalationsorientierte Weltsicht ...
Kannst du das evtl. etwas mehr elaborieren? In wie weit empfindest du meine Sichtweise des ICC als eskalatorische Weltsicht?
 

Bintje

Well-Known Member
Warum läßt du galant die USA aus dieser Aufkistung aus?
Weil ich hier keine Doktorarbeiten schreibe, sondern nur nebenbei tippsele, wenn ich Zeit habe, aber falls es dich beruhigt:


Der Text ist von 2002 und ganz sicher Wasser auf deine Mühlen.

Kannst du das evtl. etwas mehr elaborieren? In wie weit empfindest du meine Sichtweise des ICC als eskalatorische Weltsicht?
Ich hatte deinen Beitrag als ironisch aufgefasst ("der Typ" bezog sich übrigens eindeutig auf Putin). Aber wenn ich mich geirrt haben sollte und es dir lediglich darum gegangen sein sollte, den ICC zu delegitimieren, ziehe ich meinen Beitrag mit Bedauern zurück. Weil ich mich daran nicht beteilige.
 
Zuletzt bearbeitet:

sommersonne

Well-Known Member
Humor/Ironie haben sie ja in der Ukraine, ganz erstaunlich.
 

Msane

Well-Known Member
Wenn die USA nicht schnellstmöglich ihre Waffendepots öffnen wird die Ukraine da keinen Blumenpott mehr gewinnen.

Alleine durch Abnutzung kann die Ukraine nicht gegen das mehr als dreimal so bevölkerungsreiche und zumindest teilweise in der Kriegswirtschaft befindliche Russland gewinnen.
Dafür werden die ukrainischen Erfolge zu teuer erkauft, auf Dauer wird sich trotz lokaler Rückschläge Russland durchsetzen.

Gut, hab ich vor einem Jahr zwar schon gesagt, aber jetzt sieht man es halt live.


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Zuletzt bearbeitet:

Bintje

Well-Known Member
Dafür werden die ukrainischen Erfolge zu teuer erkauft, auf Dauer wird sich trotz lokaler Rückschläge Russland durchsetzen.
Auch wirtschaftlich: Man darf nicht vergessen, dass Russland und die Ukraine bei Getreide-Exporten konkurrieren; auch deshalb hat Putin ein vitales Interesse, die Ukraine von den für sie wichtigen Ausfuhren und insbesondere dem Geschäft mit China abzuschneiden. Russland hat Düngemittel- und Getreideexporte vor dem Krieg künstlich verknappt, worauf die Preise an den Börsen nach oben schossen und Exporte nach China gleichzeitig intensiviert.
China ist aber (oder war?) zugleich der größte Handelspartner der Ukraine, sie lieferte vor allem Mais, aber natürlich auch Weizen.
Und China kauft offenbar ohnehin auf, was für Geld zu haben ist. Russland kann Nahrung und Dünger derweil unbelastet von Sanktionen weiterhin nach Westen exportieren, so weit ich es kapiert habe. Das dient natürlich auch der Stabilität der Märkte bzw. dem Versuch, sie überhaupt zu regulieren, ohne massive Einbrüche mit allen daraus resultierenden Konsequenzen zu erleiden.

Was ich aber gestern erst wahrnahm und heute nachlesbar ist:

"Auf Druck osteuropäischer Staaten, von denen einige zu den größten militärischen Unterstützern der Ukraine gehören, gibt es seit dem Frühjahr ein EU-Importverbot für ukrainisches Getreide: In Polen, Ungarn, Rumänien, Bulgarien und der Slowakei ist die Einfuhr nicht erlaubt, wenn es im Land verbleiben könnte. Der Grund sind die einheimischen Bauern, die Angst vor einem Preisverfall haben."

Das war mir bisher überhaupt nicht klar. Dieses Verbot läuft offenbar Mitte September aus, aber Selenskyjs Zorn darüber kann ich glänzend verstehen.
So viel zur viel gepriesenen Solidarität unter osteuropäischen Staaten ... und dem permanenten Weiterschnippen des schwarzen Peters nach Westeuropa.
Schöne neue EU, das kann noch heiter werden - spätestens dann, wenn den osteuropäischen Befürwortern des ukrainischen EU-Beitritts klar wird, dass sie dafür künftig mit zur Kasse gebeten werden dürften.
 

Msane

Well-Known Member
Auch wirtschaftlich: Man darf nicht vergessen, dass Russland und die Ukraine bei Getreide-Exporten konkurrieren; auch deshalb hat Putin ein vitales Interesse, die Ukraine von den für sie wichtigen Ausfuhren und insbesondere dem Geschäft mit China abzuschneiden. Russland hat Düngemittel- und Getreideexporte vor dem Krieg künstlich verknappt, worauf die Preise an den Börsen nach oben schossen und Exporte nach China gleichzeitig intensiviert.
China ist aber (oder war?) zugleich der größte Handelspartner der Ukraine, sie lieferte vor allem Mais, aber natürlich auch Weizen.
Und China kauft offenbar ohnehin auf, was für Geld zu haben ist. Russland kann Nahrung und Dünger derweil unbelastet von Sanktionen weiterhin nach Westen exportieren, so weit ich es kapiert habe. Das dient natürlich auch der Stabilität der Märkte bzw. dem Versuch, sie überhaupt zu regulieren, ohne massive Einbrüche mit allen daraus resultierenden Konsequenzen zu erleiden.

Was ich aber gestern erst wahrnahm und heute nachlesbar ist:

"Auf Druck osteuropäischer Staaten, von denen einige zu den größten militärischen Unterstützern der Ukraine gehören, gibt es seit dem Frühjahr ein EU-Importverbot für ukrainisches Getreide: In Polen, Ungarn, Rumänien, Bulgarien und der Slowakei ist die Einfuhr nicht erlaubt, wenn es im Land verbleiben könnte. Der Grund sind die einheimischen Bauern, die Angst vor einem Preisverfall haben."

Das war mir bisher überhaupt nicht klar. Dieses Verbot läuft offenbar Mitte September aus, aber Selenskyjs Zorn darüber kann ich glänzend verstehen.
So viel zur viel gepriesenen Solidarität unter osteuropäischen Staaten ... und dem permanenten Weiterschnippen des schwarzen Peters nach Westeuropa.
Schöne neue EU, das kann noch heiter werden - spätestens dann, wenn den osteuropäischen Befürwortern des ukrainischen EU-Beitritts klar wird, dass sie dafür künftig mit zur Kasse gebeten werden dürften.

Meiner Meinung nach zielt Russland darauf ab, die Ukraine dauerhaft aus dem Getreideexport zu verdrängen.

Es gibt jetzt noch einige Zeit Theater, die afrikanischen Länder und China werden aber darauf drängen eine Lösung
für das Getreideproblem zu finden.
Wenn dann ein neues Abkommen unterzeichnet wird, steht Russland gut da als das Land welches "vernünftig" reagiert
und der globale Süden kann aufatmen, weil Getreide und Düngemittel wieder exportiert werden kann.

Mit dem Unterschied das Russland zuvor die ukrainische Infrastruktur für den Getreidexport wie die Hafenanlagen kaputtgebombt hat.
So hat Russland das Monopol für den Getreideexport über das Schwarze Meer.
Der Export über den Landweg, wie die EU es aktuell versucht zu organisieren, ist unrentabel.
Getreide ist großvolumig und in diesen Mengen nur per Schiff rentabel zu verkaufen.

Das ukrainische Getreide welches infolgedessen auf dem Weltmarkt fehlt, ersetzt Russland
mit gestohlenem Getreide aus den besetzten ukrainischen Gebieten.
Die afrikanischen Länder werden die Herkunft nicht infrage stellen, wenn sie zuhause keinen Aufstand
haben wollen.

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Burebista

Well-Known Member
Hier 3 Artikel über er RO und den ukr. Weizen






Hier hat man Monate darüber geredet und gezankt.
 

Msane

Well-Known Member
Russland greift mittlerweile 500m von der rumänischen Grenze entfernte Ziele ukrainischer Getreideexportinfrastruktur an.

Das ist einerseits schlecht weil Russland damit eine Möglichkeit gefunden hat, die ukrainische Getreideausfuhr über
das Schwarze Meer zu verhindern, ohne die Schiffe zu attackieren die sich nicht an die russische Blockade halten.

Und anderseits weil Russland seine Angriffe mit Billigdrohnen soweit verbessert hat, dass sie denken sie sind
so präzise das sie die ukrainischen Verladestationen zerstören können ohne NATO-Gebiet anzutasten.
Potentielle Ziele russischer Angriffe nahe der NATO-Grenze sind somit nicht mehr sicher.


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