finde ich nebenher ein äußerst unangenehmes Wort für die Kollektivverantwortung, die wir Deutschen (die mit Migrationshintergrund nach 1945 eingeschlossen, die sich mit uns in eine Geschichts- und Schicksalsgemeinschaft begeben haben) nun einmal haben für die Juden im allgemeinen und dem Staat Israel im besonderen. Die natürlich keine blinde Loyalität ist, kein Kadavergehorsam zu einer insgesamt in den Autoritarismus schwappenden, in Teilen offen faschistischen, gar rassistischen Regierung.
„Wohnortbedingt“. Auschwitz? Habe ich nichts mit zu tun, ich wohne nur zufällig hier.
Mit Wohnort bedingt meine ich die überaus anmaßende Einbeziehung von Einwanderern in eine unterstellte besondere Verantwortung für den Staat Israel. Bis hin zur Androhung von Ausweisung. Ich sehe nichts, was über die Verteidigung des Völkerrechts hinausgeht, was bedeutet, dass das aus der UN-Mitgliedschaft abgeleitete Existenzrecht Israels eine Selbstverständlichkeit ist. Für jedermann und jedefrau in diesem Land.
Was die Verantwortung für Juden und Jüdinnen angeht, so sehe ich tatsächlich eine besondere Verantwortung, ebenso wie für Sinti und Roma. Es ist beschämend, dass der Staat nicht in der Lage ist, jüdisches religöses und kulturelles Leben auch nur annähernd zu schützen. Noch beschämender finde ich allerdings, wie staatliche Stellen nach wie vor mit Angehörigen des Roma-Volks umgehen. Wir haben Grundrechte in unserer Verfassung, es gibt Menschenrechte, es gibt die Gebote des Anstands, die für alle gelten. Weshalb hier niemand bevorzugt oder benachteiligt werden darf. Und es gibt neben jüdischen Menschen und den Roma (plus Sinti/Jenischen etc,), von deren Ahnen viele unter den Nazis gelitten haben, auch weitere Gruppen, die heute mit Hass überzogen oder einfach benachteiligt werden. Wenn wir nicht alle Menschen in unserem Land gleichermaßen schützen und gleichzeitig Hass, Gewalt, Diskriminierung bekämpfen, dann brauchen wir gar nicht erst von Lehren aus der Nazizeit und unserer besonderen Verantwortung anzufangen.