Der Hamas steht es übrigens jederzeit frei, sich in diesem Krieg, den sie auf jeden Fall verlieren wird und muß, zu ergeben, alle Terrorhandlungen einzustellen, die Geiseln bedingungslos freizulassen und sich in Kriegsgefangenschaft zu begeben. Stattdessen versucht sie, so viel wie möglich palästinensische Zivilisten mitzureissen in ihren Märtyrertod. (...)
So ist es! Aber wer nichts darüber lesen oder hören will, dürfte sich z.B. beim Literaturfestival in Karatschi bestens unterhalten fühlen.
Hasnain Kazim hat dieser Tage aufgeschrieben, warum er, nachdem die Autorin Ronya Othmann dort nicht auftreten durfte, auf seine zugesagte Teilnahme aus Solidarität und aus persönlichen Sicherheitsbedenken daran verzichtet hat.
Cancel-Culture English style und antisemitischer Wahn in Karatschi: Warum ich auf dem Literaturfestival in Pakistan dann doch nicht aufgetreten bin.
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"In einer E-Mail schrieb mir vorab einer der Moderatoren, ein Professor an einer renommierten pakistanischen Privatuniversität, dass wir dabei über Palästina sprechen müssten, über die "Schwächen der imperialen Weltordnung und ihren daraus folgenden Zusammenbruch" sowie über "die Förderung der Solidarität unter den Besitzlosen und dem globalen Süden". Ich könne, schrieb der Professor, bei der Gelegenheit "unschätzbare Einsichten" aus Europa liefern: "dem Herzen der Dunkelheit"."
Aus Europa,
"dem Herzen der Dunkelheit": Nur hatte dieser Prof offenbar gekonnt verdrängt, dass das Literaturfestival u.a. mit deutschen, britischen und französischen Geldern finanziert wurde. Was aber hatte die deutsch-jesidische Schriftstellerin Ronya Othmann getan, dass sich ein Shitstorm über sie ergoss, weswegen sie ohne Rücksprache mit ihr und dem Goethe-Institut von der Einladungsliste gestrichen wurde?
Nun, sie war von besonders "woken" Durchgedrehten, auch Feministinnen, als angeblich "islamophob" gebrandmarkt worden.
"Zionistin" lautete der schlimmste Vorwurf. Hasnain Kazim dazu:
"All das erfuhr die Schriftstellerin erst, nachdem sie in Karatschi gelandet war. Tatsächlich hatte Othmann in den sozialen Medien und in Zeitungstexten das Feiern von propalästinensischen Aktivisten nach dem Anschlag vom 7. Oktober 2023, insbesondere das Verteilen von Süßigkeiten in Berlin, kritisiert. Sie hatte die zum Teil klar antisemitischen Proteste in Berlin angeprangert und die Hamas als Terrororganisation bezeichnet. Dinge, die ich ebenfalls geschrieben habe, was ich nicht für übermäßig verwegen halte. [...]
Das Problem hier in Karatschi lautete nun: Lebensgefahr. Der Vorwurf, "Zionistin" zu sein, kann in Pakistan zur Selbstjustiz bis hin zum Lynchmob führen. Es blieb spätestens jetzt, da es die große Runde machte, keine andere Möglichkeit für Othmann, als das Hotel sofort zu wechseln und das Land so bald wie möglich zu verlassen. Und mir war klar, dass ich bei so einem Umgang mit einer Kollegin hier nicht auftreten möchte. Und dass, wären meine Texte den Aktivistinnen bekannt oder spätestens, wenn ich auf der Bühne meine Haltung deutlich machte, mir ebenfalls Gefahr drohte. [...]"
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