Die Galerie klatscht begeistert und bewundert den polierten Heiligenschein.
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Eine Frage an die Misstrauischen, mit und ohne Aluminium auf der Rübe: Kann es sein, dass das Netanyahu-Regime absichtlich wenig Rücksicht auf das Schicksal der Geiseln nimmt? Ein großer Anteil der aus den überfallenen Kibbuzim entführten Geiseln sind "Peaceniks", die sich für eine Aussöhnung mit den Palästinensern eingesetzt haben. Kann es sein, angesichts der extrem toxischen israelischen Innenpolitik und der Tatsache, dass im Kabinett mindestens ein Minister sitzt, der den Mord an Rabin begrüßt hat, dass der Regierung die Rettung dieser Geiseln weniger am Herzen liegt als das der Fall wäre, wenn sie sagen wir Siedler aus dem Westjordanland wären?
1. Heiligenschein? Scheinheilig sehe ich andere, als die Du hier siehst. Ich sehe Dich auch einbegriffen. Nur scheinheilig kann man sein, in einem Krieg, die Verteidigung der Attackierten zu verpönen, im Namen der Liebe für die Menschheit (als ob man Jesu sei). In einem Krieg sterben Menschen auf beider Seiten. Ganz einfach. Das ist Realität, das war die Geschichte der Menschheit. Heute betrifft das ein Teil der Welt, morgen kann das uns betreffen. Also, ich könnte später auch ein Kollateralschaden bedeuten. Bin ich anders als andere Menschen in Kriegen? Das hat auch der Libanese, der Abi in Rumänien gemacht hat, gesagt. Er ist auch nur ein Mensch und kann dem Schicksal nicht entfliehen. Wenn sein Nachbar stirbt, stirbt er auch. So müssen wir auch denken, auch wenn wir nur Objekte der Geschehnisse sind. Es ist Krieg (nicht nur dort unten, sondern auch auf mehreren Ebenen), der kann sich wirklich erweitern. Und dann könnten wir auch Kollateralschäden sein.
Scheinheilig ist man, wenn man nicht verstehen will, dass Gaza nur ein Stein ist, oder wie die Rumänen sagen: "cauza la motiv", also Ursache für Motivation. Scheinheilig ist, wenn man nicht sieht, dass die Welt brennt, dass die Welt nun wirklich geteilt ist. Man kann sich auf dem Kopf stellen: die Israelis haben gesagt: "es ist in Spiel unsere Zukunft für die nächsten 75 Jahren. Entweder wir, oder die".
Die Israelis werden kämpfen und nicht nach rechts oder links schauen. Werden dabei keine Handschuhe benützen.
Kannst Dich auf dem Kopf stellen, aber du musst de Realität sehen und entscheiden. In dieser neu geteilten Welt muss man wählen: entweder mit der Achse Moskau-Hamas-Iran-China oder mit der anderen Welt (Israel einbegriffen). Gaza ist nur das Anfang, Ursache für Motivation. Das hat mir jeder hier gesagt, mit dem ich gesprochen habe.
Ein Hamas-Führer hat ja auch gesagt (habe heute im TV gesehen). Er lobte die Hamas und sagte, diese ein Model und Vor-Leiter sei. Die Aktion der Hamas habe Russland geholfen, weil die Welt von dem UA-Krieg abgelenkt wurde. Und dieselbe Aktion könnte von den Chinesen benutzt werden, um im Taiwan Ordnung zu stellen.
(PS. Und Moskau hat auch gesagt heute, dass das, was in Dagestan gestern passierte, Folge des Versuches des Westens sei, Russland zu spalten... Sowass. Der Westen ist wieder schuld, nicht wahr?).
Die große Frage ist, was die Türkei machen wird. Die Rede von Samstag (ich schreibe den Namen der Person nicht, ich finde diesen Namen nicht würdig, auch nur mit den Finger auf die Tastatur zu schreiben) hat Schock verursacht. Erstens, weil wir so eine wahnsinnige Demo mit Flaggen und solche scharfe nationalistische Parolen seit Ceausescu nicht mehr gehört oder gelesen haben (also es war wie ein Donnerwetter, wurden auf einmal in eine andere Welt zurückgebracht). Und zweitens, fragen wir uns, ob die Türkei mit uns oder mit den Islamisten ist. Ob man sich auf die Türken verlassen könnte?
Dass es wirklich ernst wird, sieht man bei den Iraner: Einerseits schreien die Parolen und erwähnen rote Linien und drohen. Andererseits meint der Außenminister (fast als Bitte), dass man nicht Iran die Schuld geben kann für den 7. Oktober. Die Attacke war Hamas-Plan und die tragen die Verantwortung. Also, der Arsch der iranischen Faschisten zittert, wie unter Elektro-Strom. Die begreifen nun, dass auch ihre Zukunft und ihre wundervolle Welt (die Araber im Namen des Islams zu manipulieren, zu benützen und dann zu lachen) gefährdet ist. Ein Weltkrieg könnte ihr Ende bedeuten. Das haben mir Menschen dort gesagt: die einzige Möglichkeit, das Regime loszuwerden, würde ein Krieg gegen die USA sein. Als ich das hörte konnte ich mir erinnernn, als wir hier, in Rumänien sagten: die einzige Möglichkeit, Ceausescu loszuwerden, würde der USA den Krieg zu erklären.
Also, Heiligenschein in diesem internationalen Kontext bedeutet für mich, die Realität nicht sehen zu wollen und so, theoretisch, als ob man Jesu sei, im Namen der Menschheit den Attackierten die Verteidigung zu verweigern.
2. Nun über Bibi.
Hast recht. Man musste nur das Gesicht von Bibi sehen, als er sich mit den Anverwandten der Geiseln traf. Es war ihm gar nicht wohl. War unter Bedrängnis.
Bibi hat ein großes Problem. Er war ein Premierminister für Geschäfte, nicht für Krieg. Israel bräuchte um sicher zu sein, ein Premier für Krieg...
Israel (und die Idee rund um) hat eine Geschichte. Erstens die Erfahrungen aus Osteuropa und die Pogroms (die ersten Israelis, schon vor Israel, kamen meistens aus Osteuropa, oder?). Zweitens die Tragödie des Holocaust. Drittens die Schaffung durch Krieg des Staates Israel vor und nach 15. Mai 1948. Viertens, die Erweiterung, um der Sicherheit Willen, durch Siedlungen. Im Kontext dieser Geschichte braucht Israel ein Premierminister für Krieg, nicht für Geschäfte. Aber Bibi war nicht ein Premier für Krieg, sondern für seine Geschäfte. Er sah sich nur um seine Geschäfte um und für seine Sicherung in Justiz. So wie Dragnea in Rumänien in den Jahren 2017-2019 (es ist nicht verwunderlich, dass Dragnea israelische Berater hatte). Aber die Rumänen konnten Dragnea los werden. In Israel hätte man eine Regierung ohne Bibi machen können, aber man hätte die israelischen Araber reinholen müssen. Die isr. Gesellschaft und Politiker waren dazu nicht bereit. Es waren 2 Jahre Corona, dann 2 Jahre politische Unklarheit in Israel. Und Hamas hat gearbeitet. Isoliert dürfte Corona keine große Rolle gespielt haben.
Ja, Bibi hat ein großes Problem. Für die Radikalen war er nicht radikal genug, weil er sich die Justiz anreißen wollte und nicht Kriegspremier war. Aber doch rechts (politisch) und sucht die Hilfe der Religiösen. Für die liberalen Leute aus den Kibutz war und ist Bibi zu fremd und nicht ansprechbar.
Für Israel ist es ein Muss, den Bibi loszuwerden. Die Gesellschaft ist zu gespaltet. Liebe zwischen den zwei Teilen der Gesellschaft ist schwer zu erlangen. Solange Bibi an der Macht ist, ist Israel fast tot. Die Armee kann nicht alleine das Land verteidigen, ohne wirkliche Vereinigung der Nation. Und Bibi steht im Gang.