Seçim 2023

EnRetard

Well-Known Member
"Deswegen habe ich eine Magen-Darm-Grippe bekommen“, sagte er"

Tayyip hat den Flotten und Würfelhusten? Der Arme. Dann hoffe ich mal, dass er seine Emine nicht angesteckt hat. Immerhin haben die beiden genug Personal, das hinter ihnen aufwischt, sollte was daneben gehen. ;)
 

Bintje

Well-Known Member
Erdogan krank. – Gerüchteküche läuft über, jedenfalls geht es Erdogan gesundheitlich nicht gut.
Bemerkenswert finde ich, dass der später gelöschte Tweet mit Herzinfarkt, kritischem Zustand, Krankenhaus von einem US-Ableger des chinesischen Staatsfernsehens gekommen sein soll. Und fragte mich unter anderem, ob die Wahl womöglich noch auf den letzten Drücker verschoben werden könnte.
 

Bintje

Well-Known Member
Heute geht's im ZDF-Auslandsjournal um die Türkei vor der Wahl. ZDF, 22.15 Uhr

Hier das Video: https://www.zdf.de/politik/auslands...dentschaftswahlen-erdogan-opposition-100.html

ps Ich hab's mir eben angeschaut. Die übliche Vorberichterstattung, nichts Neues.

--

Im übrigen glaube ich, dass Erdoğan gewinnen wird. Je emsiger deutsche Medien darauf spekulieren, dass er abgelöst wird, desto eher gewinnt er. Beim Wahlkampfauftritt in Izmir ein oder zwei Tage nach seinem breitflächig kolportierten Schwächeanfall im TV soll er jedenfalls schon wieder topfit und im absoluten Angriffsmodus gewesen sein. Und in D laufen die Wahlkampfaktivitäten auf Hochtouren. In Nürnberg wurde vor der Türkei-Wahl plakatiert, las ich eben.

 
Zuletzt bearbeitet:

sommersonne

Well-Known Member
Wenn das diesmal wieder nichts wird mit Erdogans Ruhestand, dann vergesse ich auch noch die restlichen Brocken Touristentürkisch die ich mal kannte. Das kann doch keiner wollen. ;) :cool:

Die Türken in Deutschland sollten mal daran denken wie es den Türken in der Türkei geht, nämlich nicht halb so gut wie ihnen hier und das liegt an ihrem geliebten Staatsoberhaupt.
 

Bintje

Well-Known Member
Die Türken in Deutschland sollten mal daran denken wie es den Türken in der Türkei geht, nämlich nicht halb so gut wie ihnen hier und das liegt an ihrem geliebten Staatsoberhaupt.
Ob du es glaubst oder nicht: Am Wochenende war ich in Berlin und begegnete etlichen, die das völlig anders sahen. Einer erzählte zum Beispiel sehr ernsthaft, er habe jahrelang in der Türkei gelebt, sei dann aber wieder zurückgekehrt, weil sich Nachwuchs eingestellt habe und es mit Kind und Familie einfach besser sei hier, und er werde natürlich Erdoğan wählen. Weil das gut sei für die Türkei. Und so weiter.
Es war spät; ich sagte nichts, wozu auch; ich sehe Stellvertreter-Diskussionen mit Zufallsbekanntschaften nicht als mein Hobby und hatte eh schon einen übervollen Abend hinter mir. Anderntags beim Frühstück sagte meine türkischstämmige Freundin nur, als ich es ihr kurz erzählte: wow. Sie könne sich das gar nicht mehr anhören, weil es sie so sauer mache, auch gar nicht mehr mit den Leuten reden. Die Situation der Frauen! Und dies und das.

Klar. Aber wenn die Mehrheit keinen Wandel will, will sie ihn nicht. Ob es dann wirklich die Mehrheit ist, steht m.E. auf einem anderen Blatt; ich kenne Menschen, die anders ticken, aber so resigniert sind, dass sie gar nicht erst wählen, obwohl sie wahlberechtigt sind. Andere haben irgendwann aufgegeben, sich einbürgern lassen, nehmen trotzdem großen Anteil. Und ich kann sie verstehen, jeden einzelnen von ihnen.

Ich kann gar nicht sagen, wie ich mich verhielte, weil ich nicht in der gleichen Situation bin. Hier ist es supereinfach, auf Meinungsfreiheit zu pochen.
Es erfordert keinen besonderen Mut, anders, als gern von Leuten behauptet, die gesteigerte Aufmerksamkeit für ihre jeweiligen Anliegen einfordern.
Und das tun ja auch die, die in Nürnberg und andernorts für die AKP plakatieren. Auch sie genießen natürlich Meinungsfreiheit und noch einiges andere, was das Leben hier einfacher macht und im Sommer die Sonnenseiten der Türkei, viel besser als Deutschland, wo es dann vergleichsweise kalt ist und mit Pech verregnet. Man sieht Verwandte, weiß, dass man irgendwann etwas erben wird und wählt ansonsten das, wovon man sich am meisten verspricht: Im Zweifel halt das, was schon die Eltern gut fanden. Alles andere fordert eine aktive Entscheidung, Mut, sich von familiären Prägungen und Erwartungen zu befreien. Und umgekehrt fordert es natürlich auch Mut und viel Selbstreflexion, sich dahin zurück zu bewegen, wenn man vermeintlich aus der Reihe getanzt ist und erkennt, dass Wurzeln in einer zunehmend zerfallenden Welt tröstlich sein und Halt geben können.

Über allem schwebt das große wortgewaltige Versprechen des Konservatismus, der so oder ähnlich auch in anderen Staaten beschworen wird, sich scheinbar überall mehr und mehr ausbreitet: Der ersehnte Erhalt von Tradition, Kultur, Identität, der Nation. Irgendwie so.
Ja, Erdoğan wird gewinnen. Natürlich habe ich keine Glaskugel, kann nicht in die Zukunft sehen, - aber ich glaube, das wird so sein.
Auch, weil das Vertrauen auf einen Wandel sich letztlich immer als schwächer erweist als kulturrestaurative Beharrungskräfte.
Ausnahmen bestätigen die Regel, siehe Obama, aber auch er ist letztlich gescheitert. Das Pendel der Historie schlug mit doppelter Wucht zurück.
 

EnRetard

Well-Known Member
Ich halte es für ausgeschlossen, dass Tayyip bei Chancengleichheit für alle Parteien und Kandidaten, gewänne. Die Medien sind aber nun eben weitgehend gleichgeschaltet. Die Führung der HDP sitzt im Knast und die Partei wird als terroristisch kriminalisiert. Wer den Machthaber öffentlich kritisiert, riskiert Gefängnis. Die Überlebenden der Erdbebenkatastrophe, die in andere Teile der TR geflüchtet sind, müssen in ihre Heimattrümmerhaufen reisen, um zu wählen. Zahlreiche Menschen sind vermisst. Anscheinend gibt es kein offizielles Vermisstenregister, sodass möglicherweise Tote Stimmen abgeben. So schafft sich Tayyip seinen Wahlsieg.
 

univers

Well-Known Member
bzw nach "kulturrestaurativ" ergoogelt, Ergebnisse:
a) kultur Restaurant
b) Restaurant Kultura
c) Kultur und Dinner

Ist wohl deine Begabung (!), ganze Gedankengänge in ein Begriff zusammenzufassen, was meinereiner auf frühmorgens ...äh, zum Gehirntraining zwingt.
Puust...aber ich hab's, isch schwör, es enträtselt;
also die Restaurierung der Kultur, hier der altbewährten.
So, wo das Hirn bei mir wieder eingerenkt ist, kann ich zum Thema übergehen.

Zuvor bräuchte "der Wandel" hierzulande einen, ich wage mal trotz diesen Zerstörer einer ganzen Kultur mit all seinen Facetten, vor allem der deutschen Sprache, Hitler, den Terminus "Führer" zu gebrauchen, dem es eben der Wandel bräuchte..
und nicht in persönlichen Streitigkeiten vergangenen Politiker, wie sie hier zuhauf gibt.
Diese Streitigkeiten an der Spitze der Politik färbt auf den Wahlberechtigten ab, seit eh und je.
Ihr kennt es, ich erwähne trotz Msane die Grünen;), die mit einer präzise Orientierung antraten und letzlich auch mit Erzeugnissen wie Tschernobyl, Fukushima bestätigt einen Wandel in der Gesellschaft anführen konnten.
Ich weiß nicht genau, ob sie auch bei der Entscheidungen über Mülltrennung mitwirkten, aber gewiss haben sie es initiiert.
Hier, in der Türkei war nie ein wahrer gesellschaftlicher Wandel, wie es die Moderne kennt, von den politischen Führungskräften anvisiert, denn zuvor müsste man den Nationalismus, wenn auch nicht mit dem des Drittenreichs vergleichbar, überwinden, sondern alle Akteure, die für die Führung antreten, setzten dort an, wo der amtierende unzureichend sei, man bleibt also noch im Rahmen des Vorhandenem.
Die Bürgerkrieg ähnlichen Zustände der 60 und 70'er in der Türkei sind auf die Versteifung der ewigen Politiker Demirel und Ecevit zurückzuführen .
Ich erinnere mich an die Stimmung, nicht die der 60'er, hah, so alt bin ich nicht, aber Ende der 70'er, als die Grünen bei euch in Anmarch waren, sang man hier Loblieder auf die " Führer", weil Ecevit schwarze Augenbrauen hatte, wie die im Osten, oder Demirel mit seinem Bauch Reichtum vermittelte..
Isch schwör, so war's...
Gezi, den ich schmerzlich miterlebte, war eine verpasste Chance, weil die Jugend durch die Vernetzung übers Cyber mit der Rest der Welt tatsächlich einen Wandel für erforderlich sah, ohne auf eine Person fixiert zu sein.
Ihnen aber fehlte an einer richtungweisender Führungskraft.
 

sommersonne

Well-Known Member
Es wird keine Chancengleichheit geben. Die Wirren nach dem Erdbeben werden ein übriges tun. Wer kann es sich leisten zum wählen ins Erdbebengebiet zu reisen um zu wählen. Die Wahlen müssten verschoben werden um gerecht und fair zu sein. Aus gutem Grund werden sie eben nicht verschoben.
Man kann den Türken hier und in der Türkei nur viel Verstand wünschen.
 

Bintje

Well-Known Member
Erst einmal danke dir, dass du dir die Mühe gemacht hast, mein Wortungetüm richtig aufzufassen, @univers . Bravo, Herr Übersetzer, Respekt!
Der Umgang mit klarer, verständlicher Sprache ist wirklich eine immerwährende Herausforderung. Ich übe weiter. :)

Ja, du hast recht, die Grünen haben in Deutschland tatsächlich einen großen Wandel bewirkt. Der hält schon viel länger an als ihr Mitwirken in der Bundesregierung. Ihre genuinen Anliegen wurden von anderen Parteien teilweise schnell als Erfolgsrezept kopiert.
Um dein Beispiel der Mülltrennung aufzugreifen: Das ist inzwischen gängig, wird überall praktiziert, und wer sich da entgegen Widerständen sehr verdient gemacht hat, war auch der frühere grüne Bundesumweltminister Jürgen Trittin (als Minister der rot-grünen Koalition zwischen 1998 und 2005). Die Grünen werden wegen ihrer Forderungen aber auch oft angegriffen und als "Verbotspartei" diffamiert, was große Boulevardmedien wie "Bild" in ihrem eigenen Sinne immer wieder befeuern. Dass Bild & Co traditionell mit ganz anderen politischen Akteuren kungeln, wird dabei natürlich bevorzugt unterschlagen. Wegen des Reichelt-Skandals bei "Bild" und den politischen Wünschen seines ehemaligen, sehr einflußreichen Verlegers Mathias Döpfner ist es aber momentan offensichtlich.

Was den Drang zu einer starken Führungsfigur betrifft, hatten wir m.E. Anklänge davon in der Ära Gerhard Schröders, der gern im "Basta!"-Stil regierte. Wie sehr er sich aber dabei überschätzte und die Lage völlig verkannte, konnte man ganz offen am Ende seiner Regierungszeit bestaunen. Achte auf Frau Merkels ausdruckslose Miene und feines Lächeln zwischendurch. Sehenswert! Bekanntlich wurde sie dann Kanzlerin mit Beteiligung seiner Partei. ^^
Offensichtliche Kraftmeierei war nicht ihre Sache. Nationalismus auch nicht. Man konnte ihr auch nicht nachsagen, dass sie über nennenswertes Charisma und eine Rhetorik verfügte, mit der sie bei öffentlichen Auftritten hätte Funken schlagen können. In der Türkei hätte sie mit Sicherheit keine Wahl gewonnen. Aber wegen ihres geschickten, rationalen Umgangs mit Macht (und Machtmenschen!) hielt sie sich weitaus länger, als man ihr anfangs zutraute.

Und manchmal ist es so, dass Menschen die Nase voll haben von Streitigkeiten und Polarisierungen, die sich quer durch Familien ziehen. Dass sie mit einer Wahl nicht nur Hoffnungen auf bessere Lebensbedingungen, sondern auch auf das Überwinden von Gräben verbinden. Es wird sich zeigen. Die Herausforderungen sind m.E. immens. Wer auch immer die Wahl am Ende gewinnt, steht in der Verantwortung und hat Aufgaben vor sich, die sicherlich Jahre benötigen, Beharrlichkeit und Geduld. Auch daran könnte sich entscheiden, wer zum Schluss die Nase vorn hat. Und wie es dann weitergeht. Denn was wählen Menschen in Zeiten großer Unsicherheit? Das Altvertraute? Oder entscheiden sie sich für etwas Neues? Das ist die Frage.

Vermutlich dürfte es in 10 Tagen am ehesten zu einer Stichwahl kommen, so dass sich erst Ende Mai klar herausschält, wer es geschafft hat und wer nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Top