Die FAZ hatte gestern einen schönen Artikel zur Wahl in Schleswig-Holstein:
Wahlanalyse für Schleswig-Holstein – Ein Sieg aus Versehen?
Herausforderer haben es nicht leicht in der deutschen Politik. Denn die Deutschen, so galt lange eine Art ungeschriebenes Gesetz, bestätigen ihren Ministerpräsidenten oder sie wählen ihn ab. Für Letzteres müssen sie mit dem Amtsinhaber schon ziemlich unzufrieden sein. Insofern ist das Ergebnis in Schleswig-Holstein ungewöhnlich: Der Erfolg der CDU basiert nicht auf einem durchschlagenden Bundestrend. Ihm liegt ebenso wenig große Unzufriedenheit mit der Politik der Landesregierung aus SPD, Grünen und Südschleswigschem Wählerverband (SSW) zugrunde. Laut einer Nachwahlbefragung von Infratest sind 61 Prozent der Menschen im Norden mit der Arbeit von Torsten Albig zufrieden. 51 Prozent waren für die Fortsetzung der Koalition. Vor allen Dingen fand nur ein Viertel der Bevölkerung laut Forschungsgruppe Wahlen, dass Albig seine Sache schlecht macht. Eigentlich ist das zu wenig, um genug Schwung für eine Abwahl zu erzeugen. Die Hoffnungen der Regierung in Kiel, weitermachen zu können, waren also nicht unbegründet.
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Das Wahlergebnis ist insofern kurios. Die SPD-Regierung verfügt über keine berauschenden Werte, was Kompetenzen und Zustimmung betrifft. Ihr negatives Abschneiden ist trotzdem überraschend. Auch angesichts der positiven wirtschaftlichen Lage, die drei Viertel als gut bezeichnen, scheint der Sieg der CDU eher wie ein Versehen. Bemerkenswert ist, dass 43 Prozent eine positivere wirtschaftliche Entwicklung bei anderen Bundesländern im Westen sehen.
Befremdlich finde ich einmal mehr, wie Umfragen versagen. O.k., man hat nicht mehr diese Milieubildungen mehr wie früher – Katholiken wählen CDU, Arbeiter wählen SPD, aber trotzdem. Die Umfrageinstitute sind ja wohl ziemlich in der Krise.