Die Ukraine in der Krise

sommersonne

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USA hat das Abkommen das Streubomben verbietet nicht unterzeichnet.
Klar wird es Kollateralschäden geben, es wäre naiv das nicht anzunehmen.
 

Alubehütet

Well-Known Member
Was war das denn? Helft mir mal. Habt Ihr das mitgekriegt?

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Selenskyj auf dem Rückflug aus der Türkei.

Der Herr links neben ihm ist der Chef der Asow-Brigaden, die anderen Anführer. Das sind die, die sich in Mariupol bis zuletzt im Stahlwerk verschanzt hatten, einen ersten Heldenmythos dieses Krieges begründet. Bekannt wurde seine Ehefrau (links), als sie letztes Jahr im Mai (mit Unterstützung des Pussy-Riots-Managements) eine Audienz beim Papst erwirkte:

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Meine Information besagte, daß tatsächlich der Vatikan deren Freilassung erwirkte. Nicht bekannt war mir, daß die Asyl bekamen in der Türkei. Tatsächlich war Bestandteil dieses Deals, daß sie für die Dauer des Krieges nichts in der Ukraine zu suchen hätten. – Die 2014 begründete Asow-Brigade sind der Hauptanlass der „Nazis in der Ukraine!“-Propaganda. Und tatsächlich zierte die Schwarze Sonne ihr erstes Emblem, wo es meiner Meinung nach keinen Interpretationsspielraum gibt. (Damals war das wohl tatsächlich eine marodierende Nazi-Freischärler-Truppe; inzwischen längst dem Innenministerium unterstellt, modernisiert, ausgebildet. Die Nazi-Hools kann man in dieser Truppe nicht mehr brauchen.)


Kann das sein, daß auch die Türkei zu dem Schluß gekommen ist, Putin habe nichts mehr zu sagen?
 
Zuletzt bearbeitet:

Bintje

Well-Known Member
Was war das denn? Helft mir mal. Habt Ihr das mitgekriegt?
Nee, mitbekommen habe ich das bisher nicht (bis auf die Tatsache, dass Selenskyj in der TR war). Ich würde vor allem fragen: Cui bono?
Flapsig gesagt: Vielleicht gilt es ja hintergründig als ganz praktisch, wenn ein künftiges EU- (und NATO!-)Mitglied inklusive entsprechender Heldenverehrung (Mariupol) stramm nationalistisch orientiert wäre, zumal das ungeliebte westliche Werte zurückdrängen oder zumindest schwächen würde.
Mit Putin muss das nicht unbedingt was zu tun haben. Schließlich hat die Türkei auch Bayraktar-Drohnen an die Ukraine geliefert und sich den Draht nach Moskau trotzdem erhalten. Die Strategie könnte sein, weiterhin das eine zu tun, ohne das andere zu lassen, worin ich kühl besehen nur eine Kontinuität und nicht unbedingt eine Abkehr von der bisherigen Linie sehen würde. Aber vielleicht schätze ich das spontan auch falsch ein, wer weiß ...
 

Alubehütet

Well-Known Member
Die Türkei setzt sich jetzt gleichzeitig für einen raschen Beitritt der Ukraine in die NATO ein. Sie hat eindeutig gerade Front bezogen gegen Putin ... und sozusagen Staatsfeind Nr. 2 in die Ukraine zu entlassen ist ein Af-Front.
 

Alubehütet

Well-Known Member
Vielleicht gilt es ja hintergründig als ganz praktisch, wenn ein künftiges EU- (und NATO!-)Mitglied inklusive entsprechender Heldenverehrung (Mariupol) stramm nationalistisch orientiert wäre, zumal das ungeliebte westliche Werte zurückdrängen oder zumindest schwächen würde.
Vergisses. Die Front zwischen nationalistischen Demokratoren mit Hang zum Autoritarismus und Demokraten, die eine Offene Gesellschaft befürworten, verläuft, zu meiner Verblüffung, entlang der Homo-Ehe. Für Putin sind wir ein verweichlichtes, verweiblichtes, unmännliches, verschwultes Gayropa. Tiefer geblickt kann man entlang dieser Frontlinie ersehen, wie verwurzelt Gesellschaften noch sind in abrahamitischen Religionen.

Hinter der Mauer hatten die Osteuropäer die ganzen kulturellen Modernisierungs- und Liberalisierungsprozesse des Westens, zu dem sie jetzt (wieder) gehören wollen, natürlich nicht mitbekommen. Hippie, 68er, all das. Und waren sehr verblüfft nach deren Fall, Pride-Paraden zu sehen. In dem Masse aber, wie Putin auf Konfrontation ging zu LGBTQ+, liberalisierten sich im Gegenzug ihnen gegenüber die Osteuropäer, die sich doch dem Westen zugehörig fühlten.

Als letztes Land die Ukraine. Ehe ist dort in der Verfassung definiert als Ehe zwischen Mann und Frau. Selenskyj hat per Dekret verfügt, das anzugehen und die Homo-Ehe aufzuheben, sobald in Friedenszeiten wieder ein Parlament zusammen finden kann, das zu beschließen. Es gibt dieses Bandera-Erbe, und Propokenko wird natürlich in einer Nachkriegs-Ukraine eine wie auch immer geartete wichtige Rolle spielen. Wir erleben in diesen Tagen aber auch eine historische Versöhnung zwischen Polen und der Ukraine wie einst zwischen Deutschland und Frankreich. Im Nachklapp zu Melnyks Aufschlag bei Tilo Jung hat Polen schon mal zu Protokoll gegeben, nach dem Krieg noch einmal mit der Ukraine über Erinnerungskultur und Bandera sprechen zu wollen.


Konstituierend für den ukrainischen Nationalismus aber ist nicht die jüngere faschistische Vergangenheit. Konstituierend ist der Kosaken-Mythos. @Burebista hat darauf aufmerksam gemacht, daß der es bis in die Nationalhymne gebracht hat.

Die Kosaken aber waren basisdemokratisch verfasst. Gemeinsam beratschlagt wurde im Rat, ukrainisch Maidan. Genauer gesagt, bezeichnet Maidan den Marktplatz, auf dem auch die Öffentlichen Angelegenheiten beratschlagt und beschlossen wurden. Die Ukrainer sind viel näher dran an den Wurzeln der europäischen Demokratie, an der griechischen Agora, als wir.

 

Alubehütet

Well-Known Member
Vor einer Weile schon bei Twitter aufmerksam gemacht worden auf eine interessante Grundsatzrede von Patriarch Kyrill:
Warum unterhält die Russisch-Orthodoxe Kirche so enge Beziehungen zur muslimischen Ummah in Russland und im Ausland? Ich wiederhole es noch einmal: Weil unsere Grundwerte nicht nur sehr ähnlich sind. Orthodoxe streben wie Muslime danach, das zu tun, was Gott befiehlt. Wir legen uns in die Hände Gottes, und das ist der wichtigste Ausgangspunkt. Wir bewerten uns selbst in dem Maße, in dem unsere Taten mit dem Willen Gottes übereinstimmen, und es ist dieser Wunsch, uns dem Willen des Allerhöchsten zu unterwerfen, der die Grundlage unseres Seins bildet. Und wir sind im guten Sinne konservativ: Orthodoxe und Muslime lehnen Versuche, Sünde als eine Art gesellschaftliche Norm oder als eine der Optionen menschlichen Verhaltens zu etablieren, entschieden ab.

Das wohl Gefährlichste für die menschliche Seele und überhaupt für das Schicksal der ganzen Welt ist die Begriffsverwirrung, die mittlerweile zur Norm der westlichen Zivilisation wird. Das Konzept der Sünde ist verschwunden und stattdessen wird das Konzept der Variabilität menschlichen Verhaltens eingeführt. Einem Menschen wird das Recht eingeräumt, Optionen für sein Verhalten zu wählen, ohne dass eine Verbindung zur Vorstellung von Gott besteht, ohne dass eine Verbindung zur Idee der göttlichen Gebote besteht. Mit anderen Worten: Ich mache, was ich will. Gibt es Einschränkungen? Ja, es ist unmöglich, säkulare Gesetze zu verletzen, aber in der modernen westlichen Zivilisation gibt es keine Normen, die die menschliche Freizügigkeit auf der Grundlage moralischer Prinzipien einschränken.

Darin unterscheiden wir uns sehr von ihnen, und ich möchte noch einmal sagen, dass Orthodoxe und Muslime den gefährlichen apokalyptischen Trend, der behauptet, moralische Gesetzlosigkeit sei eine der möglichen Optionen für menschliches Verhalten, entschieden ablehnen. Die unnatürliche Vermischung der Geschlechter und die gefährlichste, destruktive LGBT-Ideologie sind für uns absolut inakzeptabel. Wir sind bestrebt, die traditionelle, gottgegebene Familienlebensweise zu bewahren. Was auch immer eine egoistische Haltung gegenüber den Menschen und der Welt rechtfertigt, es ist offensichtlich, dass sie den Dienst Gottes durch den Dienst der Leidenschaften ersetzt, was den Menschen zum Gefangenen seiner eigenen Laster macht.
Von hier in einen Übersetzer verklappt
Den Link habe ich aus dieser Zusammenfassung
Dort wird eine grundlegende Opposition gefahren gegen die anthropozentrische Wende der Renaissance. Durchaus hohes Niveau, diese Argumentation.
 

Bintje

Well-Known Member
In der Tat eine Merkwürdigkeit. Hatten die Ukrainer sehr gefeiert damals.
Es passt aber zur sonstigen Linie einer bisherigen weitgehenden Äquidistanz. Denk mal an die Visapolitik oder das Sanktionsregime der EU.
Der florierende Transit von Waren und Produkten nach Russland, die auf der Sanktionsliste des Westens stehen, wurde erst vor einigen Monaten gestoppt. Und neben Ukrainern konnten auch Russen bei visafreier Einreise bis vor einiger Zeit problemlos längere Aufenthaltsgenehmigungen in der Türkei bekommen, aber das scheint inzwischen nicht mehr so einfach zu sein.


 
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