Leider weiß man in solchen Fällen öfters gar nicht, wer oder was genau die Informationen befeuert, die so heiß sind, dass sie sich in Sekundenschnelle multiplizieren und den gesamten Nachrichtenraum füllen. Journalisten werden benutzt; viele wissen es selbst oder ahnen es zumindest. Aber wenn die Größe einer Nachricht so erdrückend ist, dass fast sämtliche Konkurrenzmedien es bereits haben, kommen sie normalerweise gar nicht mehr dazu, sich zu entziehen und der Sache erstmal auf den Grund zu gehen; dann müssen sie ebenfalls liefern. Man beruft sich dann gewöhnlich auf "gut informierte Kreise", andere Medienberichte, hastig angezapfte Kontakte, sonstwas, Hauptsache Quellen, harte Quellen, irgendwas Zitierfähiges.
"Get it first, but first get it right" spielt dabei gar keine Rolle mehr, tritt in den Hintergrund. Echtes Shice-Spiel, aber so löppt's. Hilft nur nicht.
Und es macht ja auch was mit den Leuten, die dieses Trommelfeuer in Bruchfetzen oder ganz konsumieren. Je nach persönlichem Blickwinkel. Unabhängig davon, ob eine Nachricht stimmt, Hand und Fuß hat: es macht was aus. Ich merke es auch an mir selbst, obwohl ich von mir sagen kann, dass ich einigermaßen geübt bin im Umgang damit, abgebrüht, elastisch, jederzeit bereit, das Gegenteil einer Behauptung in Betracht zu ziehen.
Heute früh aufgewacht, nachgedacht, unvermittelt geweint. Einfach nur geweint wie lange nicht mehr. Wunderte mich zugleich. Sonst bin ich eher hartschalig; Alltagspragmatismus hilft meistens, und wenn gar nix mehr geht, fallen mir geschmacklose Witzchen ein, die kaum zu verstehen, für andere bisweilen schwer erträglich sind. Heute früh ließ mich das alles im Stich, hatte ich nur einen Gedanken im Kopf: - was, wenn sie recht haben? Wenn das, was sich abzeichnet, weiter so läuft? Dann gibt es Krieg. Der weitet sich aus. Das ändert alles. Alles.
Unglaublicher Gedanke, der alle besonneneren Überlegungen verdrängte.
Da nützen auch keine Routinen im Umgang mit kleineren und größeren Katastrophen. Das ist neu. Man wird noch dazulernen müssen.
Wahrscheinlich viele von uns, aber ich dann jetzt. Gestern.