Das Kilo matschige Tomaten oder mehr hatte ich eh schon einkalkuliert (geschenkt, über Leipzig scheint offenbar anhaltend die Sonne).
Aber den Vorwurf "putinesken Wordings" finde ich intellektuell enttäuschend unterkomplex. Wir sind hier nicht bei Lanz & Precht (falls doch, lasst es mich wissen).
Was "unsere" Interessen sein könnten vor denen der anscheinend über alles geheiligten Ukraine? Das finde ich ziemlich einfach und überschaubar.
Dafür reichen schon Unterhaltungen mit Nachbar:innen. Oder Zuhören, das genügt manchmal auch schon.
Der angespannte Wohnungsmarkt ist zumindest hier schon lange ein Thema; jetzt aber gibt's für Otto und Liesel Normalbürger praktisch keine Wohnungen mehr, erst recht keine erschwinglichen. Kommunaler Wohnraum? De facto reserviert für Ukrainer:innen, von deren Vorzugsbehandlung andere Drittstaatler und/oder Biodeutsche nur träumen können. Weiter im Takt, demnächst sind die Sommerferien zu Ende: Es fehlt an DaZ-Lehrkräften, das wird auch im kommenden Jahr nicht anders sein, aber das einzige, was dem KuMi dazu einfällt: Das forcierte Anwerben von Unterstützungslehrkräften (w/m/d) für DaZ an allgemeinbildenden Schulen des Landes -
die Ausschreibung erfolgt praktischerweise auch gleich auf Ukrainisch, weil bei Sprachkenntnissen neben muttersprachlichem Niveau Ukrainisch lediglich "grundlegende Kenntnisse der deutschen und/oder englischen Sprache" erforderlich sind.
Allen anderen mutet man weiterhin Deutsch auf mindestens C1-Niveau zu. Und so weiter und so fort. Was setzt denn das für bescheuerte Signale - ?!?
Haben Kinder aus anderen Drittstaaten und andere förderbedürftige Schüler:innen nicht ähnliche Rücksichtnahmen verdient? Das Gleiche bei der Anerkennung von Schul- und Universitätsabschlüssen (beziehungsweise fehlenden Abschlüssen) oder der exklusiv für ukrainische Schüler:innen reservierten Möglichkeit, sich vom Präsenzunterricht deutscher Schulen befreien zu lassen, um stattdessen am Online-Unterricht ukrainischer Schulen teilzunehmen. Von syrischen, irakischen, afghanischen oder z.B. auch eritreischen Kindern wird ungleich mehr Anpassung verlangt - aber mit welcher Berechtigung, welchem Kalkül schafft man ausgerechnet unter ohnehin schon Benachteiligten eine Zwei-Klassen-Gesellschaft !?
Weil die Ukrainer:innen angeblich wieder zurückgehen? Zumindest hier im Norden wollen viele das gar nicht. Kann man ihnen m.E. auch nicht verargen, wer will schon in ein kaputtes Land? Das gilt aber auch für andere, obwohl die gute Fancy Laser ja ihre eigenen Ideen hat.
Ihr merkt, ich könnte mich aufregen, aber m.E. geht es um die durch diesen Krieg zusätzlich gezüchteten gesellschaftlichen Verteilungskämpfe um knappe Ressourcen wie z.B. gute Bildungschancen und soziale Durchlässigkeit (Deutschland steht, dezent gesagt, eh nicht an der Spitze ..). Des weiteren relevant: Ein funktionierendes Gemeinwesen in Gestalt beispielsweise ausreichenden Wohnraums, bezahlbarer Mieten, Pflegekosten, Energie- und Lebensmittelpreise. Insbesondere im sozialen Wohnungsbau könnte und müsste man m.E. sehr viel mehr machen, wenn Bauen nicht so irrwitzig teuer geworden wäre: Nicht nur wegen der länglich verschleppten und überfälligen Energiewende, sondern wegen der kriegsbedingten höheren Energie- und vor allem auch Materialpreise.
Lieferengpässe, Materialknappheit, gestiegene Energiepreise – die Folgen von Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg haben auch den Bausektor erheblich beeinflusst. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, waren nahezu alle Baumaterialien im Jahresdurchschnitt 2022 noch einmal deutlich...
www.destatis.de
Das mag für euch alles esoterisch oder putinesk klingen in Zeiten, in denen "man" die Solidarität mit der Ukraine über alles hängt, Kriegswirtschaft verlangt und gar nicht bedenkt, dass dann selbst so was Banales wie Stickstoff bei landwirtschaftlichen Düngemitteln fehlen oder unbezahlbar werden kann, wenn er für Sprengstoff verballert wird. Dann aber nicht wundern, wenn Brot teurer wird, weil es zwangsläufig weniger Getreide gibt usw.
Um es kurz zu machen: Ich bin schlicht der Meinung, dass man gut daran tut, erstmal den eigenen Garten zu bestellen, bevor man den von anderen aus überbordendem Ehrgeiz für die nächste Bundesgartenschau anmeldet. Sonst sind die politischen Folgen irgendwann einfach nur hausgemacht.
Und die einzigen, die sich dann riesig darüber freuen dürften, sind - richtig geraten - Putins Freunde von der Nicht-Alternative.
ps Ach so, ja, bevor ich alle nicht eingebetteten Hintergrundlinks wieder wegklicke: Das hier kann man sich auch mal geben. Not so funny.
Der Wohnungsbau in Deutschland ist trotz der gesetzten Ziele der Bundesregierung rückläufig. Eine Statistik zeigt, dass in Deutschland jährlich viel weniger Wohnungen gebaut werden, als im Schnitt seit 1950.
www.wiwo.de