Abgesehen davon, dass die Überschrift wahrscheinlich gar nicht von ihr stammt, rekapituliert der Text den Inhalt ihres Lanz-Auftritts ziemlich genau 1:1.
Bis hin zu der Passage, als sie über den deutsch-jüdischen Journalisten berichtet, der ihre Meinung im Licht ihrer - fraglos zutiefst prägenden - Kindheit in einer ultraorthodoxen, chassidischen New Yorker Gemeinde und biografischen Brüche einsortiert und sich zu Phantasien verstiegen haben soll, wie es ihr wohl ginge, wenn sie Geisel in Gaza wäre.
Ich weiß nicht, wie ihr Gespräch oder Schriftwechsel mit dem Mann verlaufen ist, wie er sich geäußert hat; so was kann niemand wissen, der nicht dabei war. Aber so eindrücklich ihr Auftritt war: Sie schien mir - nicht nur in diesem Punkt - zutiefst verletzt und empört, so aufgebracht, dass ich mich unweigerlich gefragt habe, wie sich die Sache wohl aus Sicht des [abwesenden und namentlich ungenannt gebliebenen] Redakteurs abgespielt hat. In Feldmans drastischer Erzählung gerann er jedenfalls zu einem Ungeheuer in Menschengestalt - was ich mir bei aller inneren Bereitschaft, spontan Partei für das Opfer zu ergreifen, aber auch nicht so ganz vorstellen kann. Jedenfalls frage ich mich bei derart schweren Anwürfen immer, was es aus Sicht der/die Angeklagten war und wie sich ein Wortwechsel bzw. Kern der Geschichte wohl tatsächlich abgespielt hat.
Der Ansatz mag zugegeben romantisch sein oder überkritisch, zeitraubend, im Einzelfall strapaziös, aber nach aller Lebenserfahrung ...
Wie auch immer. Deborah Feldman punktet sicherlich hier und da, hat auch die Gabe, sich ausgesprochen prägnant auszudrücken. Darum wird sie zurzeit durch alle erdenklichen Medien gereicht, klar. Ihr Blickwinkel ist interessant, offenbart m.E. aber auch eine mir sehr US-amerikanisch erscheinende Draufsicht. Als wäre sie noch gar nicht wirklich hier angekommen. Was sie vermutlich wieder weit von sich weisen würde - aber falls nicht, läge es bestimmt wieder an Deutschland beziehungsweise "den" Deutschen und deren angeblicher "Verlogenheit".
Dass Feldman in ihrem Brachialurteil allerdings selbst völlig frei ist von Voreingenommenheit und kognitiven Verzerrungen, wage ich dezent zu bezweifeln.