Kennt ihr schon den neuesten Krieg?

Alubehütet

Well-Known Member
Der 07. Oktober war für viele Israelis ein Blick in das Entsetzen der Shoah. Du hast das als Shoah-Relativierung angesehen. Ich habe Herzog und Havemann als Beleg angeführt. Was irgendwelche sonstigen Politiker in schäbigen, ablenkenden Absichten dazu sagen, interessiert mich nicht.
 

Bintje

Well-Known Member
Der 07. Oktober war für viele Israelis ein Blick in das Entsetzen der Shoah. Du hast das als Shoah-Relativierung angesehen.
Kunstgriff, auf den du eigentlich nicht reinzufallen brauchst, Alu. Wer Haaretz anführt, um den an den Haaren herbeigezogenen Vorwurf herauszustreichen, hat offensichtlich gar nicht kapiert, dass es ein eklatanter Unterschied ist, ob betroffener Kibbuz-Bewohner die Regierung und Armee zu Recht bezichtigt, sie habe zu wenig getan und möge sich nicht nur hinter der Shoah verstecken - oder ob ein Jeck aus dem Rheinischen dessen ausgesprochen nachvollziehbare Argumente instrumentalisiert, um fehlendes Feingefühl zu ummänteln und nebenbei anzudeuten, alle anderen außer IHM selbst seien Shoah-Relativierer (=> Antisemiten) und sowieso rechtsdrehende Bibi-Verehrer, weil nicht automatisch pro Palästina.
Sorry, aber solche Trickkisten ... kann man meiner Meinung nach getrost in der Ecke stehenlassen, aus der sie angeschleppt werden.
 

Alubehütet

Well-Known Member
@Alubehütet - für dich (weil du oben Navid Kermani wiedergabst und es hier noch so tapfer aushältst, was mir beim Reinlesen hier nicht wirklich gelingen will .. ):

https://archive.ph/JOzKq
Wieder mal rausgekramt.
Und was die Kontextualisierung betrifft, die Slavoj Žižek so wortreich eingefordert hat: Ja, sie ist wichtig, sie ist immer wichtig, in der Beurteilung jedes Verbrechens. Nicht einmal das radikal Böse ist ohne Kontext. Aber nach einer solchen Grausamkeit wie am 7. Oktober, die im Nahostkonflikt alles bisher Vorstellbare übersteigt, wäre zunächst ein Innehalten angebracht gewesen, Gesten des Beileids und der Beschämung, eine Umarmung. Punkt. Und an keinem Ort so sehr wie in Deutschland wäre nicht nur in der Politik, nicht nur im Fernsehen, sondern im Alltag die Solidarität mit den hier lebenden Juden nötig gewesen, die sich nicht mehr trauen, ihre Religion zu erkennen zu geben, ihre Kinder nicht mehr zur Schule schicken oder selbst Angehörige verloren haben. Stattdessen folgte der, wenn überhaupt, pflichtschuldigen Verurteilung noch im gleichen Atemzug das Aber, als würde vor dem Aber, wenn schon kein Punkt, nicht wenigstens ein Komma stehen.

Ich bin auch für das Aber; das Denken konstituiert sich nicht in Thesen, sondern in Widersprüchen, ja. Aber – aber! – es gibt doch im Leben immer wieder einen Augenblick, eine Minute, einen Tag oder eine Woche, wo man eine Pause setzt, bevor man mit seinem Aber fortfährt. Wo man dem Gegenüber nicht als Gegner, sondern als Mensch in die Augen sieht, der um seine Nächsten weint. Wo man sich schämt, wenn in Deutschland an die Häuser von Juden ein Davidstern gesprüht wird. Ich habe darauf geachtet, ich habe hingehört im linken Diskurs: Wie schon nach Butscha, als deutsche Intellektuelle sich in offenen Briefen bar jeder Empathie zeigten, war vor dem Aber kaum irgendwo eine Pause, nicht mal eine Schrecksekunde, kein Schweigen, weil Worte versagten. Die elementarste menschliche Regung, wenn Frauen vergewaltigt, auf einen Schlag über 1400 Menschen ermordet werden, hat gefehlt. Deshalb klingt die Israel-Kritik seit dem 7. Oktober so falsch, selbst wo sie richtig ist.
 
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EnRetard

Well-Known Member
Der 07. Oktober war für viele Israelis ein Blick in das Entsetzen der Shoah. Du hast das als Shoah-Relativierung angesehen. Ich habe Herzog und Havemann als Beleg angeführt. Was irgendwelche sonstigen Politiker in schäbigen, ablenkenden Absichten dazu sagen, interessiert mich nicht.
Ich kann verstehen, warum @sommersonne entnervt aufgegeben hat. Von Anfang an habe ich das Versagen der israelischen Regierung beim Schutz der Bevölkerung sowie ihre indirekte Unterstützung für die Hamas angeprangert und es als Heuchelei bezeichnet, wenn diese Politiker Nazi- und Holocaust-vergleiche anstellen. Du hast zwei Beispiele von Menschen rausgesucht, die nicht in Regierungsverantwortung stehen. Zum Xten Mal, diese Leute meine ich nicht. Entweder liest du meine Posts nicht oder du verfolgst unlautere Absichten.
 

Alubehütet

Well-Known Member
Von Anfang an habe ich das Versagen der israelischen Regierung beim Schutz der Bevölkerung sowie ihre indirekte Unterstützung für die Hamas angeprangert und es als Heuchelei bezeichnet, wenn diese Politiker Nazi- und Holocaust-vergleiche anstellen.

Nur ging es darum nicht in unserem Disput.

Die Mordlust, die pure Lust, Juden zu töten, wie sie sich am 7. Oktober gezeigt hat, war für die Juden die Wiederkehr der Shoah. Das habe ich in meiner Israel-Bubble oft gelesen. Arbeitskollegen, Verwandte erzählen uns, wie sie sich in Leichenberge zwischen die Leichen gelegt und sich selber tot gestellt haben – Das ist, was uns unsere Großonkel und -Tanten erzählt hatten, und heute sind diese Geschichten auf einmal wieder gegenwärtig. Und die Juden haben den festen Vorsatz, sich niemals mehr wieder wehrlos wie ein Lamm zur Schlachtbank führen zu lassen. Israel führt gegen die Palästinenser heute tatsächlich den Krieg, den sie gegen die Nazis nicht führen konnten. Heute haben sie die militärischen Fähigkeiten dazu.

Die Deutschen haben sie nicht zu fassen gekriegt, also müssen jetzt die unfreiwilligen Nachbarn herhalten?

Wenn sie sich aufführen wie die Deutschen damals?

Der Vergleich verharmlost die Shoa. Falls er ernst gemeint war.

In ihrem Verständnis führen die Israelis gegen die Hamas tatsächlich den Krieg, den sie gegen die Nazis nicht haben führen können. Darum wurde der Staat Israels geschaffen. Die oder wir. Die wollen uns töten, und zwar alle; daran können und werden wir sie dieses mal hindern.

Oder, wie Dani Dayan es formuliert, Leiter von Yad Vashem, empört, daß Israels UN-Vertreter sich in der Vollversammlung einen Davidstern anhefteten:
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Der Vergleich mit der Shoah zieht darum nicht, weil Israel Jagdflugzeuge hat. Du liest nicht, was ich schreibe, weil irgendwelche Faschos in Israel, die ich kaum zur Kenntnis nehme, in eine ähnliche Richtung argumentieren, aber für etwas völlig anderes.
 
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