Sie nannten sich aber nicht Palästinenser.
Vorsicht. Du und
@sommersonne, Ihr betretet hier extrem ideologisch vermintes Gelände, wie Ihr euch denken könnt. Es gibt zum einem die These, daß die überwiegende Mehrheit der Juden heute gar keine Juden seien. Sondern Osteuropäer. Wenn nicht gar Kasachen, eine These, die so abenteuerlich ist, daß sie sich auch der Hirse-Hitler zueigen macht. Die also heute beanspruchen, in ihr gelobtes Land „zurückzukehren“, deren Vorfahren seien nie dort gewesen. Vielmehr hätten sich die Nachfahren derjenigen, denen das Land verheißen war, entweder weitgehend spurlos zerstreut; ein Teil aber sei im von den Römern aus Gründen „Provinz Palästina“ genannten Gebiet geblieben und hätten sich aber überwiegend wieder bekehrt zu ihrem ursprünglichen Glauben, den sie einstmals verlassen hätten. Nun aber, als er ihnen wieder neu geoffenbart wurde in seinem ursprünglichen Sinn vor aller Verdrehung und Verkehrung, hätten sie ihren ursprünglichen Glauben in neuer Gestalt wieder angenommen, nämlich den Islam. Die Palästinenser, das seien die wahren Juden; die heutigen angeblichen Juden seien in Wirklichkeit Osteuropäer oder, in der Hardcore-antisemitischen Variante, sogar Asiaten.
Die Gegenthese ist, es gab bis vor wenigen Jahrzehnten keine Palästinenser. Es gäbe keine palästinensische Sprache, nicht einmal als arabisches Idiom (wie man etwa bayrisch als zwar deutsch labeln kann), keine palästinensische Küche, kein palästinensisches Nationalbewußtsein, keine palästinensische Kultur. Keine palästinensische Dichtung, keine palästinensische Musik. „Palästinenser“, das seien schlicht Araber, die zufällig in Palästina lebten.
Ich habe mir das mit den Nationalem endgültig abgewöhnt (oder bin noch dabei) mit der Ukraine. Ukrainer sein, das ist keine ethnische, kulturelle, nicht einmal sprachliche Essenz. Der große Irrtum Putins. Ukrainer ist, wer sich zur Ukraine rechnet. Das können russische Muttersprachler sein, die erst im Erwachsenenalter ukrainisch erlernt haben als Fremdsprache, und selbst das manche mehr (Selenskyj), manche weniger (Klitschkos). Die Männer vom berüchtigten angeblich banderistischen Ukronazi-Bataillon Asow, sie funken miteinander auf – russisch. Einfach, weil es alle können.
Ich bin da anderen etwas voraus als Balte: Als einer, dem klar ist, daß es „Balten“ in einem neueren Sinne gibt auch erst seit etwa 150 Jahren, und zwar als von aussen aufgezwungener Schicksalsgemeinschaft dreier inzwischen kleiner Ostseeanrainer-Nationen, die aber eigentlich zuvor von sich aus historisch wenig zu tun hatten, da Litauen im Bund mit Polen Jahrhunderte eine veritable Mittelmacht bildeten im Gegensatz zu den (ursprünglich mal deutschen) Kolonien Lettland und Estland, und sprachlich haben sie erst Recht rein gar nichts miteinander zu tun (Esten und Finnen sind keine Indoeuropäer). Nationen sind zufällige Konglomerate. Zugehörig zu einer Nation gehört, wer sich zur Nation zugehörig fühlt oder bekennt. Sonderfall:
Die Juden. Jude ist, wem es von aussen zugeschrieben wird, und wer deswegen von aussen bedrängt, diskriminiert, verfolgt, gar tödlich bedroht ist. „Wer Jude ist, bestimme ich!“ (Himmler). Das ist noch einmal eine zusätzliche Last, weil deswegen auf einmal viele als Juden von Juden angesehen werden müssen, denen man wirklich zurufen will „was hast Du denn mit uns zu tun?“. Googelt mal „Kostümjude“. Heftig was los.