Superwahljahr 2017 in der BRD

EnRetard

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Das ist doch das Konzept der Entghettoisierung.
Die Nordstadt liegt viel zu günstig, als dass sie lange ein Ghetto bleiben könnte. Die Hipster kommen, Schrottimmobilien werden geräumt, dann kommen die Cafés und die Kneipen mit den kreativen Namen und dann geht's der Nordstadt wie dem Kreuzviertel. Auch Dortmund ist nicht immun. In Köln sind übrigens gerade Mülheim und die südliche Hälfte von Kalk und das angrenzende Taunusviertel dran. Trotz "Nafris".
Und in Düsseldorf ist der Prozess schon abgeschlossen.
 

Mendelssohn

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Die Nordstadt liegt viel zu günstig, als dass sie lange ein Ghetto bleiben könnte. Die Hipster kommen, Schrottimmobilien werden geräumt, dann kommen die Cafés und die Kneipen mit den kreativen Namen und dann geht's der Nordstadt wie dem Kreuzviertel. Auch Dortmund ist nicht immun. In Köln sind übrigens gerade Mülheim und die südliche Hälfte von Kalk und das angrenzende Taunusviertel dran. Trotz "Nafris".
Und in Düsseldorf ist der Prozess schon abgeschlossen.
Alles richtig. Dennoch ist die Aussage, daß die Grünen aus den schwierigen Vierteln als erste wegziehen, sobald sie in Brot und Lohn sind, falsch. Im Gegenteil, sie öffnen schwierige Viertel für die gesellschaftliche Mitte. Das setzt Mittel für Sanierungen frei, die, insbesondere wenn die öffentliche Hand mit im Spiel ist, Anpassungen von unten nach oben ermöglichen, ohne die eingesessene Bevölkerung zu vertreiben.
Zwei Beispiele von letzter Woche: Ich laufe hinter einer Gruppe Frauen mit Großkopftüchern und mehrerern Kinderwagen und einem halben Dutzend Grundschüler hinterher. Die Frauen unterhalten sich türkisch, auch mit ihren Kindern, die Kinder untereinander unterhalten sich in gutem Deutsch.
Zweites Beispiel: ein junge Romafrau in Jeans mit drei Kindern (der Grundschüler schiebt den Kinderwagen, sie trägt ihre Zweijährige auf dem Arm) ist vor mir. Das kleine Mädchen auf dem Arm mit dem Gesicht zu mir lacht mich an. Ich lache auch auch, winke, die Mutter merkt es und sagt sowas wie: hat die Tante hallo gesagt? Mutter und Kindern ging es gut. Sie waren sauber gekleidet und gingen nach Hause. Offenbar hat sie ihren Sohn von der Nachmittagsbetreuung abgeholt, denn er trug noch den Ranzen. Das war kurz vor dem Eingang zur Nordstadt, wo unsere Turnhalle steht.
 

EnRetard

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Nochmal, @Mendelssohn
Msane liegt komplett falsch. Nicht Grüne, die ein Viertel verlassen, sind das Problem, sondern welche, die in eins hineinziehen. Damit vertreiben sie die Schwachen in Ghettos am Stadtrand. Dortmund hat mit der Nordstadt noch ein Innenstadtquartier mit vergleichsweise günstigen Mieten. Schau dir Köln an: Ehrenfeld, Nippes, die ehemals ärmeren Viertel der Innenstadt sowieso: durchgrünt, verbürgerlicht. Die Welle hat den Rhein überquert, Mülheim wird gerade umgekrempelt. Das berüchtigte Kalk wird gerade von mehreren Seiten in die Zange genommen.
 

beren

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https://de.m.wikipedia.org/wiki/Gentrifizierung

Gentrifizierung haben wir auch in Berlin.
Frühere Türkengettos wie Kreuzberg (vor allem um den Kotti herum) werden jetzt zu Künstlervierteln, Wessivierteln, Lehrer, Ärzte usw. Sozial schwächere müssen wegziehen, meistens an den Stadtrand oder wo noch was zu finden ist. Mieten werden teurer und vieles wird Eigentum! Auch alles andere ändert sich, wie Bioläden und Bäckereien, Vegetarier Restaurants, Cafés und sonstige Angebote. Verbürgerlichung in der Innenstadt egal wo das Auge hinsieht.
 

beren

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Aus Wikipedia:

"...In Berlin gilt der Stadtteil Schöneberg als bevorzugtes Viertel der schwulen Szene und einer dadurch vorangetriebenen Gentrifizierung und als Tatort von homophoben Überfällen. Schöneberg westlich der Bundesstraße 1 (Potsdamer Straße/Hauptstraße) gilt inzwischen als gentrifiziertes Stadtviertel, östlich davon ist es als Einwanderer- und Problemviertel bekannt..."


Die schwulen Szene soll auch ein gentrifier sein.
 

Mendelssohn

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Das war der Kritikpunkt.
Dass so die günstigen Wohnungen für die sozial Schwachen wegfallen.
Wenn die Wohnungsgenossenschaften investieren? Auch private Vermieter ziehen Sozialhilfeempfänger, deren Miete der Staat bezahlt, den kleinen Einkommen vor. Da kann es nämlich Engpässe geben, inbesondere bei alleinerziehenden Müttern, deren Lohn knapp drüber liegt.
Die Gentrifizierung wird nicht von den Grünen betrieben. Es ist eher das große Kapital, das den Wohnraum verteuert, sei es durch die Vermietung einer nicht sanierten Immobilie bettenweise und pro Nacht (100 Schlafplätze a 15 Euro pro Tag, sind mehr als 30 000 Euro im Monat schwarz) oder durch den Aufkauf billiger Immobilien, die dann mit günstigen Krediten etwas aufgehübscht werden und so ihren Quadratmeterpreis verdoppeln. Das geht eher in Richtung FDP.
Mein Punkt ist: die Gentrifizierung der Großstädte schreitet voran, aber nicht wegen der Grünen, sondern ihnen zum Trotz. Auch lassen sich nicht alle Quartiere gentrifizieren, Jedenfalls nicht die nächsten hundert Jahre. Ich denke gerade an Scharnhort oder Eving.
 
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