Die Nordstadt liegt viel zu günstig, als dass sie lange ein Ghetto bleiben könnte. Die Hipster kommen, Schrottimmobilien werden geräumt, dann kommen die Cafés und die Kneipen mit den kreativen Namen und dann geht's der Nordstadt wie dem Kreuzviertel. Auch Dortmund ist nicht immun. In Köln sind übrigens gerade Mülheim und die südliche Hälfte von Kalk und das angrenzende Taunusviertel dran. Trotz "Nafris".
Und in Düsseldorf ist der Prozess schon abgeschlossen.
Alles richtig. Dennoch ist die Aussage, daß die Grünen aus den schwierigen Vierteln als erste wegziehen, sobald sie in Brot und Lohn sind, falsch. Im Gegenteil, sie öffnen schwierige Viertel für die gesellschaftliche Mitte. Das setzt Mittel für Sanierungen frei, die, insbesondere wenn die öffentliche Hand mit im Spiel ist, Anpassungen von unten nach oben ermöglichen, ohne die eingesessene Bevölkerung zu vertreiben.
Zwei Beispiele von letzter Woche: Ich laufe hinter einer Gruppe Frauen mit Großkopftüchern und mehrerern Kinderwagen und einem halben Dutzend Grundschüler hinterher. Die Frauen unterhalten sich türkisch, auch mit ihren Kindern, die Kinder untereinander unterhalten sich in gutem Deutsch.
Zweites Beispiel: ein junge Romafrau in Jeans mit drei Kindern (der Grundschüler schiebt den Kinderwagen, sie trägt ihre Zweijährige auf dem Arm) ist vor mir. Das kleine Mädchen auf dem Arm mit dem Gesicht zu mir lacht mich an. Ich lache auch auch, winke, die Mutter merkt es und sagt sowas wie: hat die Tante hallo gesagt? Mutter und Kindern ging es gut. Sie waren sauber gekleidet und gingen nach Hause. Offenbar hat sie ihren Sohn von der Nachmittagsbetreuung abgeholt, denn er trug noch den Ranzen. Das war kurz vor dem Eingang zur Nordstadt, wo unsere Turnhalle steht.