Tanzverbot durchsetzen?

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pauline09

Guest
AW: Tanzverbot durchsetzen?

Merkst du etwas ? Nämlich, dass es auch Menschen geben muss, die sich in der Kirchengemeinde angagieren, ? Dass es solche Fälle nicht wieder vorkommen...Wenn alle austreten, und sich zurückziehen, ist das nämlcih die schlechteste Variante.

Aber : Jedem das Seine, man kann eben niemanden zwingen, und das wäre auch der falsche Weg. Nur indem man etwas vorlebt, kann man überzeugen.

Du wirst lachen: Damals war ich noch in der Kirche. Und womöglich wirst Du noch mehr lachen, wenn ich Dir sage, dass ich (als ursprünglich katholisch Sozialisierte) zuvor jahrelang in einem ev.-luth. Arbeitskreis gesessen habe, in dem die damals noch üppigen KED-Mittel für Grassroot-Projekte in Entwicklungsländern verteilt wurden und in interreligiösen Initiativen engagiert war. Ersteres konnte ich trotz mancher Bauchschmerzen wegen der Durchsetzungsfähigkeit evangelikal orientierter Pastoren gerade noch mittragen (die in der Überzahl befindlichen Evangelikalen hielten es regelmäßig für sinnvoller, Bibeln und Amtsroben nach Afrika zu schicken statt Anschubfinanzierungen für echte Selbsthilfeprojekte zu bewilligen, weswegen man viel Geduld und Beredsamkeit brauchte) - zweitgenanntes verging mir wie auch anderen, als die EKD sich verstärkt auf Missionierungsgedanken zu fokussieren begann. Interreligiöser Dialog ist für die einfach out, da beißt die Maus keinen Faden ab.

Nein danke, das kann und will ich nicht unterstützen, und dass das System von innen heraus zu verändern ist, bezweifle ich ganz, ganz stark. Dein Engagement ist Ehren, Elena, aber meine gesamten Erfahrungen mit Kirche als Institution stehen dagegen.
 
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Mein_Ingomann

Guest
AW: Tanzverbot durchsetzen?

Während gestern zu Ehren des Herrn tatsächlich einige Discotheken, Tanzschuppen und Clubs im Landkreis geschlossen waren, wird am 'Karsamstag' wieder gekärchert, gesägt, gebohrt und gehämmert was der Baumarkt hergibt. Darüber hat sich bis jetzt noch kein Kardinal oder Bischhof beschwert.
Absurde Zeiten. 8)
 
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Pit 63

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AW: Tanzverbot durchsetzen?

Sicher, das ist so. Andererseits fällt mir (wertfrei ausgedrückt) immer wieder auf, wie selbstverständlich es für die Abgeordneten eines neu gewählten Landes- oder Bundesparlaments zu sein hat, vor der ersten konstituierenden Sitzung am christlichen Gottesdienst teilzunehmen. Wer das nicht möchte, hat zwar keine Sanktionen zu befürchten, aber die Teilnahme wird allgemein erwartet, und dieser soziale Druck unterscheidet sich m.E. nicht von erwarteten freitäglichen Moscheebesuchen andernorts.



Jein. Beispiel: mein vor acht Jahren verstorbener und aus der Kirche ausgetretener Ex-'Schwieger'vater durfte nach dem Willen des zuständigen evangelischen Dorfpastors nicht auf dem Friedhof des Örtchens begraben werden, in dem er viele Lebensjahre zugebracht hatte und auch beerdigt werden wollte. Begründung: kein Kirchenmitglied. Dabei hatte niemand gebeten, dass ein Pastor die Grabrede hält; es ging 'nur' um sein Begräbnis auf einem Dorffriedhof. Die Familie war wie vor den Kopf geschlagen, und die Auskünfte von Kirchenleuten, die ich beim Herumtelefonieren erhielt, waren an Herzlosigkeit und Peinlichkeit nicht zu überbieten.

Schließlich schaltete sich eine alteingesessene (katholische!) Familie ein, die am Rande des Areals über ein kleines, privates Fleckchen für ihre verstorbenen Angehörigen verfügte, und bot an, ihn dort zu begraben. So haben wir es dann gemacht. Aber das werde ich, glaube ich, nie vergessen. Nichts hat mir die unchristliche Gesinnung einiger frömmelnder Sonntagsredner stärker ins Bewusstsein gehoben als dieses völlig überflüssige Erlebnis. :-? Seitdem kann ich sehr gut begreifen, dass viele teils auch seit vielen Jahren in Deutschland lebenden Türken sich lieber in der Türkei beerdigen lassen. Was natürlich auch noch andere Gründe hat, aber da wurde es mir emotional völlig klar.


Es liessen sich sicher weitere Fallbeispiele finden, um das Kritik- und Empörungsbedürfnis der Religionsgegner zu stillen- wenn man will. Daraus einseitige oder gar allgemeingültige Schlussfolgerungen über Kirche und Angehörige abzuleiten, halte ich für unverhältnismässig und unvernünftig. Es wird auch den Menschen nicht gerecht.
Nach dem Prinzip Schublade auf, Negativbeispiele rein, Schublade zu lässt sich natürlich jede Zielgruppe hervorragend abbürsten. Heute die Kirche und ihre Angehörigen, morgen die Türkei und die Türken usw.
Das ist mE nach sinnlose Polarisierung.
 
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Pit 63

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AW: Tanzverbot durchsetzen?

Ich gebe gern zu, das mir jedwede religiöse Vorstellung komplett abgeht. Das mag zum einen an meiner Erziehung gelegen haben, die Kirche als solche war einfach nicht existent und zum anderen ist mir in meinem nicht so ganz kurzen Leben noch nie etwas passiert, was ich nicht rational begründen könnte.

Wenn nun andere Geistererscheinungen haben oder dank kindlicher Konditionierung an Gott glauben, können sie das gern machen. Wie schon mehrfach erwähnt, außer hier im Forum bin ich religionskritisch kaum unterwegs. Warum jetzt pro Religion schreiben Toleranz ist und kontra Religion Gängelei, ist jetzt wohl deiner persönlichen Einstellung zu verdanken.

Tut mir leid, wenns keine Scheiterhaufen mehr gibt, einige "tolerante" Gläubige scheinen diese Zeiten wirklich zu vermissen.

Warum verhältst Du Dich hier anders als draussen?

Du redest von Geistererscheinungen und Scheiterhaufen. Du solltest Dich vielleicht einmal entscheiden, ob Du ernst genommen werden willst oder nicht.

Die von mir verwendeten Attribute Gängelei bzw. Intoleranz bezogen sich übrigens nur auf Dich bzw. D e i n e Religionskritik.

Was meine persönliche Einstellung betrifft: Ich bin weder Mitglied der Kirche, noch im konventionellen Sinne gläubig.

Einigen wir uns einfach auf leben und leben lassen.


Mir ging es eigentlich weniger um die Feiertage an sich. Es ist ja klar das der Staat die festlegt.

Es ging darum das die Kirche an bestimmten Tagen ein Tanzverbot ausspricht. Das betrifft dann Gläubige und Ungläubige gleichermaßen.

Dabei geht es dann auch nicht um das Tanzen an sich, sondern um die Tatsache das die Kirche ihre eigenen "Erlasse" durchsetzt.

Die Kirche ist sowohl für die religiösen Feiertage wie auch für die Tanzverbote im inhaltlichen Sinne verantwortlich, der Gesetzgeber für die rechtliche Geltung.
Es sind wie schon gesagt kirchliche Traditionen, die von der Gesellschaft beibehalten/übernommen worden sind und vom Gesetzgeber ihre Rechtsgeltung erhalten haben. Dementsprechend liesse sich beides via Mehrheitsentscheidung ändern.
 
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